Die Diskussion beim Sturzkampfgeschwader 2 "Immelmann" geht den üblichen Weg. Wer den militärischen Fluglärm nicht konzentriert bei sich haben will, ist ein typisch deutscher Querulant. Der hat natürlich für einen Spottpreis Bauland im Lärm gekauft und beschwert sich dann. Und der ist auch gegen den Lärm von Rettungshubschraubern. Und außerdem ist jeder, der gegen die Angriffskriege der USA ist, "friedensbewegt" und ein realitätsferner Tagträumer. Nicht zu vergessen der "Wirtschaftsfaktor" der Soldaten, die hier zu Tausenden alles kaufen was sie brauchen.
Wenn man einen Grund sucht, die Realität hinter den technisch sicher faszinierenden Kampfjets zu verdrängen, ist das der übliche Weg. Besonders leicht ist es als Nichtbetroffener. Lärm und Krieg sind nicht schlimm, wenn alles nur weit genug weg ist. Im Prinzip fehlte nur noch ein angeblicher Antiamerikanismus, falls ich im Diskussionsfaden diesen nicht übersehen habe.
Kurz zusammengefasst: Die verlärmte Region ist so groß (Saarland und Westpfalz), dass man nicht "in den Lärm hineinbaut" sondern von ihm heimgesucht wird. Spangdahlem ist z.B. 70 km Luftlinie von meinem Elternhaus entfernt, das Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Die meisten Mitglieder unserer Bürgerinitiative sind nicht "friedensbewegt", weil die Friedensbewegungen gerne den Frieden "im Allgmeinen" diskutieren und sich nicht konkreten Kriegstreibern und Kriegsnestern wie z.B. den US-Militärflughäfen in Deutschland widmen. Dass der "Wirtschaftsfaktor" ein Kostenfaktor ist, alleine schon wegen der Milliarde im Jahr an Steuergeldern und der Schäden an Umwelt und Gesundheit, sollte auch unmittelbar einsichtig sein. Die US-Truppen kaufen in eigenen Läden, da ist nicht viel Umsatz für deutsche Geschäftsleute, bestenfalls das monatliche Besäufnis in der lokalen Gastronomie. Die Vorstellung, dass wir in "Frieden" leben, obwohl jeder Erwachsene wissen müsste, dass unserer Regierung deutsche Soldaten gegen den Willen des Volkes nach Afghanistan geschickt hat, kann man noch als Uninformiertheit durchgehen lassen. Den Lärm eines überfliegenden Rettungshubschraubers mit dem stundenlangen Lärm von Tötungsübungen zu vergleichen ist dagegen schon keine Uninformiertheit mehr, das ist pure Blödheit noch unterhalb von Stammtischniveau.
Angesichts der Jungspundfantasien von Feigheit der Zivilisten gegen Heldentum der Soldaten, von Kraft, Macht und aggressiver Gewalt der Militärmaschinerie
Nur schade, dass sie zu feige sind, Ihre Adresse zu veröffentlichen - die Jungs aus Spangdahlem, Ramstein oder Büchel würden Ihnen sonst wohl gerne mal einen inoffiziellen Besuch abstatten; schnell, tief und laut.
können wir nur anmerken: Die Gewalt unter der wir leiden, ist
kein Spiel. Wenn wir mit amerikanischen und deutschen Militärs reden,
dann nennen wir unsere Namen und Adressen, unsere Website hat ein Impressum. Und
die "Jungs aus Spangdahlem und Büchel" (in Ramstein sind Jets nur zur
Mittagspause) kommen "schnell, tief und laut" nicht inoffiziell sondern
offiziell, allerdings anonym, ohne Namen und Adresse. Auch spät abends.
Sie kommen nicht speziell zu dem einen
oder anderen, die geben bloß ein einziges Mal Gas, und dann leiden
Tausende.
Jeden Tag.
Der Vorschlag, die Übungszonen in Deutschland rotieren zu lassen, ist aber gar nicht schlecht. Ob man das durch eine TRA-Rotation erreicht oder die TRAs abschafft und eine variabel zuweisbare Segmentierung des Luftraums einführt (lt. Luftwaffenamt gibt es im Norden einen Versuch damit), sollen die Fachleute entscheiden. Begleitend muss es aber mit einer generellen Verringerung von Übungsflügen einhergehen, die der Nichteignung des dicht besiedelten Deutschlands für diesen Lärm und der nicht mehr vorhandenen Bedrohungslage entspricht.
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