Wenn einen die Wut und Hilflosigkeit übermannt, möchte man sich gerne Luft machen. Aber wo? Dafür gibt es das Bürgertelefon des Luftwaffenamts (0800/8620730). Die Soldaten verstehen sich allerdings nicht als spezielle Stelle für Beschwerden. Sie können auch keine relevanten Informationen geben, z.B. wer gerade den Krieg am Himmel veranstaltet. Das Telefon ist auch nicht zu allen Zeiten besetzt, zu denen geflogen wird, aber es hat einen wichtige Funktion: Die Beschwerden zu bündeln und den Opfern des Lärms eine Möglichkeit zu geben, sich Luft zu machen.
Nützlich ist diese Einrichtung allerdings in erster Linie für die Bundesregierung, denn die Proteste der Bürger bleiben ihr erspart. Was sie vielleicht mal erreicht, sind Zahlen von Anrufern. Zahlen, die das Leid nicht bschreiben und nachvollziehbar machen, so dass unsere Bundesregierung ruhig schlafen kann. Fatal an der Sache ist: Wer sich beim Bürgertelefon Luft gemacht hat, beschwert sich meist nicht mehr dort, wo seine Beschwerde etwas bringt.
Also wäre es - so der nächste Gedanke - doch sinnvoll, sich beim Verantwortlichen zu beschweren, beim Bundesminister für Verteidigung, Dr. Franz-Josef Jung. Das ist grundsätzlich richtig, aber es geht einfach nicht. Der Herr ist für Bürger unerreichbar. Natürlich hat er Heerschaaren von Vorzimmerdamen und -Herren, die den Bürger nett und unverbindlich abspeisen. Auch in diesem Fall liegt die Vermutung nahe, dass ihn die Beschwerden nie erreichen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Landesregierung und die Landtagsabgeordneten die effizienteste Möglichkeit sind sich zu beschweren. Natürlich hat die Landespolitik nicht die Lufthoheit, aber sie hat die Möglichkeit, sich beim Verteidigungsminister zu beschweren. Das kann sie jedoch nur, wenn sie weiß, wo den Bürger der Schuh drückt. Daher sind Innenministerium und Landtagsabgeordnete die Stellen, wo wir uns wieder und wieder beschweren können und müssen, und wo unsere Beschwerden einen Sinn haben.
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