Von Vorstandsmitglied Horst Emrich
Dass Lärm krank macht, ist keine Neuigkeit. Diverse Studien und die Erfahrungsberichte von Betroffenen weisen schon seit Jahren auf die Gefahren akustischer Belastungen hin. Bürgerinitiativen kämpfen seit den 70er-Jahren gegen Lärm - gerade im Bereich von Flughäfen.
Eine aktuelle Fluglärmstudie des Mediziners und Epidemiologen Professor Eberhard Greiser sorgt nun für Furore: Nie zuvor wurden so viele Daten vor diesem Hintergrund ausgewertet, und nie zuvor waren die Ergebnisse so eindeutig und alarmierend.
Greiser, viele Jahre Direktor des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin, wählte eine ungewöhnliche Herangehensweise: Er untersuchte die Auswirkungen von Lärm indirekt - über die Anzahl verschriebener Medikamente und abgerechneter Krankenhausaufenthalte. Im Großraum Köln hat er dafür im Auftrag des Umweltbundesamtes und des Rhein-Sieg-Kreises die Daten ausgewertet.. Immer wieder häuften sich bestimmte Verschreibungen und Krankheiten. Greiser verglich daraufhin seine Ergebnisse mit Lärmbelastungsprofilen rund um den Flughafen Köln-Bonn - und wurde fündig! Dort wo es laut war, erkrankten die Menschen deutlich häufiger. Bereits ab einer mittleren Dauerbelastung von 40 Dezibel schnellt das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen signifikant nach oben. Der kausale Zusammenhang zwischen Lärm und Herz- Kreislauferkrankungen ist aufgrund der aktuellen Datenlage unbestreitbar. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Das Risiko eines Schlaganfalls erhöht sich bei Ihnen um bis zu 172 Prozent. Auch das Brustkrebsrisiko ist deutlich erhöht.
Auf die Greiser-Studie hat die Landesregierung in Mainz überhaupt nicht reagiert. Nachdem der Landeshauptstadt selbst jetzt aber mehr Fluglärm droht, sind die Herrschaften der Landesregierung schnell hellwach geworden. Jetzt plötzlich sollen mögliche Auswirkungen auf die Region Mainz untersucht werden, wo sicher auch das eine oder andere Regierungsmitglied wohnt, das natürlich seine Ruhe braucht, damit es keinen Herzinfarkt erleidet oder an Krebs erkrankt.
Nicht nur ziviler Fluglärm macht krank, der militärische Fluglärmterror ist viel lauter und auch völlig überflüssig. Die Landesregierung macht es sich sehr einfach bei der Einschätzung der Situation um die US-Militärflugplätze Ramstein und Spangdahlem. Schon als die US-Air Force angekündigt hat, dass wegen der Truppenverstärkungen in Afghanistan von Februar bis August 2010 mehr Flüge über diese beiden US-Basen abgewickelt werden, haben Regierung und Landtag nicht dagegen protestiert. Auch im Zusammenhang mit den besorgniserregenden Aussagen aus der Greiser-Studie wurde sofort erklärt, gegen den militärischen Fluglärm könne man nichts tun, der sei Sache der Bundesregierung.
Es kann nicht sein, dass durch die Nutzung der US-Flugplätze die Gesundheit der Bewohner ganzer Regionen durch Fluglärm ruiniert wird - die Schadstoffe der Treibstoffemissionen verursachen weiteres. Fluglärm ist und bleibt Fluglärm, gleich ob zivil oder militärisch. Die Menschen in der Region Westpfalz und Saarland haben ein Recht auf die Gleichbehandlung und auf das Erstellen einer Studie wie im Raum Mainz. Das Zurückziehen des Innenministers Bruch auf Zuständigkeiten ist einfach nur billig - in diesem Fall sogar menschenverachtend.
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