Von Fee Strieffler (Ramsteiner Appell)
Und die Strafe folgt auf dem Fuße
Da wagen es zwei Bundestagsabgeordnete, ein Experte in Militär-Fragen, eine Landtagskandidatin und eine BI-Vertreterin doch tatsächlich, sich einen ganzen Tag mit dem brisanten Thema „Militär-Basen in Rheinland-Pfalz: Gefahr für Gesundheit, Umwelt und Frieden“ auseinander zu setzen und auch noch zu einer abendlichen Info- und Diskussions-Veranstaltung einzuladen. Eine sehr gut besuchte Veranstaltung, zu der Bürger auch aus der weiteren Umgebung angereist waren. Die Tageszeitung DIE RHEINPFALZ wollte zwar die Bedingungen für die Veröffentlichung einer Annonce diktieren, entschloss sich dann kurz vor der Veranstaltung mit einer kleineren redaktionellen Mitteilung auf den Termin hinzuweisen. Lag‘s an der vorgebrachten Empörung oder an journalistischer Einsicht – man weiß es nicht.
Was man aber weiß ist, dass prompt nach dieser Veranstaltung die qualvolle Dauerbeschallung mit stundenlangem Dröhnen der übenden Kampfbomber über den eh schon mit der Einflugschneise zur US-Airbase Ramstein geplagten Bürger der Stadt Kaiserslautern, zu einer Art Straf-Expedition ausartet. Der exorbitante Fluglärm in der Region, bis ins Saarland hinein, ist eines der Probleme, mit denen sich die Veranstaltung befaßt hat. Es werden zur Zeit mit Kampf-Jets Angriffe und Luftkämpfe geübt, als stünde ein neuerlicher Angriffskrieg der USA und der NATO auf eins der vielen unbotmäßigen Länder, z.B. im Nahen Osten, kurz bevor.
Nur zwei Beispiele: Heute morgen 16.2.11, die Sonne scheint mal ausnahmsweise. Normale Menschen freuen sich, aber die Bürger dieser Region ziehen die Köpfe ein, weil sie dann kommen, die Kampfbomber. Aus allen Richtungen werden sie zu den Polygonen (siehe dazu viele Artikel in der LUFTPOST) und in die TRA-Lauter geleitet. Heutiger Höhepunkt um 15.40 Uhr. Mit einem Mordsgetöse dröhnen zwei Jets über das Naturschutzgebiet Blechhammer-Vogelwoog. Die Spaziergänger erschrecken, Hunde fangen an zu bellen, ein kleiner Junge auf einem Laufrad fährt vor Schreck vom Weg ab. Er hat noch Glück, er stürzt zum Wald und nicht zum steil abfallenden Seeufer hin.
Gestern Bushaltestelle Rathaus, Stadtmitte, 12.17 Uhr. Die wartenden Menschen erschrecken dermaßen, dass sich viele nach unten ducken. Ein Kind im Kinderwagen fängt an zu schreien. eine sehr alte Frau drängt sich in einen Hauseingang. Ein Auto fährt fast auf das vorausfahrende auf, weil der Fahrer dieses Wagens wohl auch sehr erschrocken ist und abrupt abremst. Ursache: Ein Kampf-Bomber, der in den sehr tief hängenden Wolken schemenhaft zu erkennen ist, fliegt mit einem infernalischen Lärm, der einem durch den ganzen Körper fährt und viele dazu brachte Taschen abzustellen und sich die Ohren zuzuhalten, direkt über die Innenstadt. Dieser Vorfall war aber nur das Lärm-High-Light des gestrigen Tages.
Am 2.2. waren die aus Berlin angereisten Podiums-Teilnehmer der Veranstaltung auch sehr „beeindruckt“ von den tiefgreifenden und vielfältigen negativen Einflüssen, die durch die Ansammlung solch großer und kriegswichtiger Militär-Basen auf solch vergleichsweise kleinen Raum entstehen.
Zum Abschluss möchte ich noch folgendes bemerken: Trotz der überaus wichtigen Thematik hat sich keiner der drei LINKEN-Stadträte aus Kaiserslautern blicken lassen. Eine Stadträtin kandidiert für den Landtag. Wie sie mit dieser Haltung die Interessen der Bürger in dieser wichtigen Frage in Mainz verstreten will – man weiß es nicht. Der eigentlich für die Nöte und das Wohl der hiesigen Bürger zuständige Bundestagsabgeordnete der LINKEN Alexander Ulrich, hatte es auch nicht für nötig befunden, zu erscheinen. Noch nicht einmal ein kleines Grußwörtchen oder gar eine Begründung, warum man „leider“ nicht an der Veranstaltung teilnehmen kann, konnte er sich abringen.
Hoffentlich lassen uns auch in Zukunft die auswärtigen Bundestagsabgeordneten und Kandidaten nicht in unserer Lärm-Hölle allein. Denn es gibt ja noch weitere Aufgaben: die Gefahren fürs Grundwasser, die immense Luftverschmutzung und die Schaffung ziviler Arbeitsplätze, und, und … Neben den anderen Parteien tun DIE LINKEn vor Ort auch so, als ginge sie das alles nichts an, und sie könnten sich bei diesen Problemfeldern, deren Hauptverursacher nun mal das US-Militär ist, einfach wegducken. Das wird aber nicht klappen – wenn man neu- oder wiedergewählt werden will. Denn merke: Die Strafe folgt auf dem Fuße!
Infos und Quellen zu den Militär-Basen in Rheinland-Pfalz und Deutschland unter: www.luftpost-kl.de
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