… mit Lärm, Gift und Krieg
An: <michael.staudt@vhs-kaiserslautern.de>
Betreff: VHS-Programm 02/2011
Datum: 14. Aug 2011 17:30
Sehr geehrter Herr Staudt,
fassungslos lese ich im Programm der VHS 2/2011, daß im Fachbereich
Politik eine "Exkursion zur Air Base Ramstein" mit
Vorbereitungsseminar angeboten wird. Wie
es ja Aufgabe der "Atlantischen Akademie" ist, wird dabei
die eigentliche Nutzung und Bedeutung dieses
Kriegsflughafens und des dazugehörenden Hospitals völlig
verharmlost. Daß anschließend noch zu einem kostenlosen
Mittagessen eingeladen und die Veranstaltung durch das
Land Rheinland-Pfalz gefördert wird, ist an Geschmacklosigkeit
nicht zu überbieten.
Ich vermute, daß Sie als Leiter der VHS Kaiserslautern auch in dieser
Region leben. So dürfte Ihnen nicht entgehen, was der hiesigen
Bevölkerung durch die Präsenz der US-Militärs angetan
wird. Die Zerstörung von Gesundheit und Lebensqualität durch
Fluglärm und Schadstoffe sind unbestritten. Ihnen ist
sicher bekannt, daß die Air Base Ramstein der
Vorbereitung und Durchführung völkerrechtswidriger
Angriffskriege der USA dient. Der gesamte Nachschub – einschließlich 900
Tonnen Munition pro Monat! – wird von diesem Schandfleck aus
getätigt. Dies alles zu wissen und trotzdem für Besuche zu werben
ist schlichtweg unfassbar! Aber man will sich ja die gute Zusammenarbeit
mit dem größten Werbeträger der US-Militärs = „Atlantische
Akademie“, nicht verderben!
Wenn das Grundgesetz in unserem Land noch beachtet würde, dürften
diese Aktivitäten, die gegen Art. 25 und 26 GG verstoßen, von
US-Militärflughäfen in Deutschland niemals
stattfinden. Nach dem NATO-Truppenstatut sind die
Liegenschaften, zu denen auch das US-Hospital in Landstuhl gehört
„… den fremden Streitkräften ausschließlich zur Verteidigung
überlassen“. Somit dürften auch verwundete US-Soldaten auf
deutschem Boden nicht behandelt, sondern müßten sofort interniert
werden. Um so unverständlicher ist es mir, in welch
salbungsvollen Worten Sie diesen Ort (modernstes
Militärkrankenhaus Amerikas) beschreiben.
Wie die Deutsche Botschaft in Washington bekanntgab, zahlt die
Bundesregierung jährlich 1 Milliarde Dollar für den
Bestand der Air Base Ramstein. Nach Ihren Angaben lebt die
Bevölkerung nicht nur mit, sondern auch von den Amerikanern.
Diese Rechnung geht nur auf für jemand, der sich mit Zahlen absolut
nicht auskennt. Auf die moralischen Aspekte bei
Vermietungen an US-Soldaten will ich erst gar nicht zu
sprechen kommen.
Es wäre dem Ansehen der VHS dienlicher gewesen, wenn Sie diese
Werbeveranstaltung der „Atlantischen Akademie“
nicht in Ihr Programm aufgenommen hätten. Ein Kurs über
Friedenspolitik und die Ablehnung von Kriegen hätte sicher auch
viele Menschen in dieser Region angesprochen.
Mit freundlichen Grüßen
Doris Emrich
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