In der Nahe-Zeitung vom 21.07.2012 holt Prof. Dr. Wolfgang Benzel (CDU) zu einem Rundumschlag gegen die Linke aus. Er lässt in seinem Leserbrief sogar die als Offizier erworbene Maske der vordergründigen Sachlichkeit und Souveränität fallen und schimpft über angebliche „Demagogie auf unterstem Niveau“: Erstens sei der Lärm ja gar nicht so schlimm wie ein richtiger Krieg, und zweitens sei er der Preis, den wir hier gefälligst zu zahlen haben, damit Deutschland in Frieden und Freiheit leben kann. Diese Abwiegelei kennen wir nur allzu gut. Dass der größte Teil Deutschlands solch abartigen Lärm gar nicht kennt, und warum wir für die anderen den konzentrierten, krank machenden Übungsterror hinnehmen sollen, sind keine Themen für ihn.
Der von Benzel angegriffene Rainer Böß, stellvertretender Vorsitzender des Linke-Kreisverbands Birkenfeld, kommentiert:
Während Herr Prof. Dr. Wolfgang Benzel, Oberstleutnant der Reserve und
CDU-Kreisvorsitzender krankmachenden Fluglärm und die im Flugbenzin
vorhandenen Schadstoffe verharmlost und die Ängste und Beschwerden der
betroffenen Menschen (darunter auch CDU-Mitglieder) ins Lächerliche
zieht und mangels eigener Lösungsvorschläge zum „sozialistischen
Rundumschlag“ ansetzt, hatte ich in den rund 7-stündigen sachlichen
Gesprächen, die MDB Inge Höger und ich mit dem Leiter des
Truppenübungsplatzes Baumholder, Oberstleutnant Osbahr, und seinem Stab
geführt hatten, den Eindruck, dass diese die Belastung der Bevölkerung
sehr wohl ernst nehmen und durch ein umfangreiches Lärmmanagement
versuchen diese nicht grundlos noch höher ausfallen zu lassen.
Dies hilft den Menschen in den vom Fluglärm besonders betroffenen
Gemeinden allerdings wenig. Unserem Vorschlag von unabhängiger Seite aus
Lärmmessungen in diesen Orten durchzuführen wurde zugestimmt. Gleichwohl
werden DIE LINKEN sowohl im Kreistag als auch im Stadtrat Idar-Oberstein
Anträge auf Lärmmessungen seitens der Behörden stellen. Auf eine
Reduzierung der jährlich angesetzten Flugtage hat die
Truppenübungsplatzleitung allerdings keinen Einfluss. Dies ist eine
politische Entscheidung und wird einige Stufen höher gefällt. Um hier
für ein Umdenken, sprich Reduzierung der Flugtage und Reduzierung der
Flüge insgesamt bzw. im optimalen Fall einer anderen Nutzung zu sorgen,
ist nach wie vor ein öffentlich wahrnehmbarer Protest im Kreis
Birkenfeld, wie er von einer
parteiunabhängigen und
parteiübergreifenden
Bürgerinititiative gegen Fluglärm ausgehen kann, notwendig! MDB Inge
Höger wird sich mit der Fraktion DIE LINKE zudem im Bundestag dafür
einsetzen, dass die für den zivilen Bereich geltenden geringeren
Grenzwerte beim Fluglärm auch im militärischen Bereich nicht
überschritten werden dürfen.
Bemerkenswert ist, dass Herr Prof. Dr. Wolfgang Benzel, der in seiner
Kanzlei in Rhaunen weit weg vom Truppenübungsplatz arbeitet und
möglicherweise vom ohrenbetäubenden Fluglärm nicht betroffen ist, in
seinem Leserbrief auch von einem BOMBODROM spricht, obwohl dies bis
jetzt von offizieller Seite heftigst bestritten wurde. Offenbar kann man
das BOMBODROM Baumholder nicht mehr totschweigen – dafür macht es zu
viel Lärm.
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