Von unserem Vorstandsmitglied Doris Emrich
Die Westpfalz – eine Idylle mitten im Pfälzer Wald, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet in Deutschland, Wiesen und Felder in einer abwechslungsreichen Hügellandschaft mit malerischen Dörfern. Eigentlich geschaffen für die Bevölkerung, um hier ruhig in einer gesunden Umgebung zu leben, ohne Beeinträchtigungen durch schädliche Lärm- und Schadstoffimmissionen. Wäre da nicht die übergroße Militärpräsenz der US-Streitkräfte.
Mehr als 50 000 US-Soldaten mit Familienangehörigen leben, trainieren und agieren in der Region Westpfalz – der Kaiserslautern Military Community (KMC). Alle Kriege – Irak, Afghanistan und Einsätze in anderen Krisengebieten – wurden in der Region Kaiserslautern vorbereitet, von hier durchgeführt und mit Logistik unterstützt. Die US-Air Base Ramstein, der größte US-Luftwaffenstützpunkt außerhalb der USA, verseucht die Region mit Fluglärm und Schadstoffrückständen des giftigen Flugbenzins JP 8. Gleichzeitig werden Grund- und Trinkwasservorkommen kontaminiert und als Lebensgrundlage unbrauchbar. Starts und Landungen wechseln sich ab.
Natürlich müssen auch die Kampfjets für die Kriegseinsätze üben. Das sind F-16 aus Spangdahlem und sogar aus fremden Ländern, die hier Abfangjagden mit Nachbrenner und Überschallknall in der TRA (Temporary Reserved Airspace) LAUTER sowie die elektronische Kampfführung an den Polygonen (Radaranlagen) üben. Die Luftwaffe der Bundeswehr mit Tornados und Eurofightern von den Basen Büchel, Lagerlechfeld und Nörvenich steigern noch zusätzlich die Belastungen. Ein infernalischer, menschenverachtender Fluglärm raubt der Bevölkerung jegliche Lebensqualität und gefährdet deren Gesundheit. Krieg muss halt geübt werden, aber warum hier über dicht besiedeltem Land? Das Ganze muss auch noch nach Einbruch der Dunkelheit präzisiert werden. Eigentlich hätten die Menschen der Region die tagsüber üblichen Ruhezeiten und insbesondere die notwendige Erholung in den Tagrandzeiten verdient.
Damit nicht genug. Außer dem schon hohen Flugbetrieb der Air Base Ramstein darf die von der Air Base Ramstein betriebene Flugschule nicht vergessen werden. Stundenlang kreisen die Hercules C-130 und sonstiges Fluggerät über der Stadt Kaiserslautern und über den angrenzenden Dörfern, in niedriger Höhe und meist auch im Doppel- bzw. Vierer-Pack. Es ist halt sehr praktisch und bequem, alle Übungsmöglichkeiten vor der Haustür zu haben, konzentriert und schnell nutzbar.
Das komplette „Kriegsfeeling“ vermittelt der weithin hörbare Schießlärm der fast täglichen Gefechtsübungen mit automatischen Handfeuerwaffen auf dem Gelände in Kaiserslautern-Vogelweh. Endlich erfahren die „Local Nationals“ wie sich Töten in den Kriegsgebieten anhört. Das Umweltamt der Stadt Kaiserslautern wertet nach Rücksprache mit der Wehrbereichsveraltung den Schießlärm als Lärm innerhalb der zulässigen Dezibelgrenzen. Deshalb sei dieser der Bevölkerung zumutbar und damit einfach hinzunehmen. Na ja, so einfach ist das alles.
Das größte Munitionsdepot der US-Streitkräfte außerhalb der USA in Miesau liefert monatlich 900 Tonnen Munition in die Kriegsgebiete. Die anderen US-Logistikeinheiten liefern zusätzlich alle Ausrüstungsgegenstände.
Der Truppenübungsplatz ist damit komplett. Die deutschen Einwohner bleiben auf der Strecke. Die amerikanischen Freunde nennen sie nur liebevoll und respektvoll „Local Nationals”.
Eigentlich wollten die Deutschen nach dem letzten Weltkrieg nie mehr von deutschem Boden ausgehende Kriege und auch keine vorbereitenden Handlungen. Deshalb haben die Väter des Grundgesetzes diese Gebote in den jeweiligen Artikeln verankert. Aber die deutschen Politiker lassen dies alles zu und nehmen die Schädigungen an Leib und Seele der hier lebenden Menschen billigend in Kauf.
Zum Archiv mit allen Artikeln