Ausschluss der Öffentlichkeit bei der Umweltverträglichkeitsprüfung als Bumerang und Bremse
Die Rolle des Verteidigungsministeriums bei dem vollkommen unnötigen und deshalb so eiligen Neubau bleibt im Dunkeln. Selbst die rheinland-pfälzische Landesregierung, die für ihre US-Militärfreunde ihr letztes Hemd geben würde, hat für den geplanten Neubau eines US-Lazaretts neben der Air Base Ramstein eine ganz normale Umweltverträglichkeitsprüfung mit Beteiligung der Öffentlichkeit empfohlen. Das geht ja mal gar nicht, meinte das Verteidigungsministerium. Kritikern sagte es zwar, dass das Lazarett gar kein militärisches Bauwerk sondern Infrastruktur sei (wie der Wind halt gerade weht), trotzdem fühlte es sich so superwichtig und superzuständig, dass es gleich mal einen auf geheim machte: Keine Beteiligung der Öffentlichkeit, dann lässt es sich besser mauscheln und Tatsachen schaffen, bevor einer die Sinnlosigkeit des Vorhabens bemerkt. Ruck-zuck sollten mindestens 60 Hektar Wald plattgemacht werden. Nach und nach knickte es wegen der Proteste ein und gewährte der Öffentlichkeit gnädig Einsicht in die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung. So geheim ist der Bau eines Lazaretts also doch nicht. Schade, dabei wollte man doch an alte Zeiten aus dem Kalten Krieg anknüpfen, wo man noch schalten und walten konnte, wie man wollte.
Die Gutsherrenart, mit der man im fernen Berlin mit der heimatlichen Umwelt umgeht, stieß zwei Naturschutzverbänden sauer auf. Sie klagen in einem Hauptsache- und einem Eilverfahren. Zudem haben die Landesforsten und die Kaiserslauterner Reichswaldgenossenschaft ihr Einverständis zum Abholzen verweigert: Sie warten auf die Gerichtsentscheidungen. Die größte Sorge, dass es nicht schnell genug losgeht, haben übrigens nicht die US-Truppen. Denn der US-Anteil für den Neubau ist noch gar nicht bewilligt. In Deutschland ist das anders. Da fließt das Steuergeld, da laufen die Planungen, und der olivgrüne Mainzer Umweltstaatssekretär Thomas Griese ist mit Eifer dabei und findet es „skandalös“, dass „das Bundesverteidigungsministerium den Amerikanern jetzt von hinten in die Knie tritt“. Wir dagegen finden es skandalös, dass unsere Steuergelder für ein Kriegsbauwerk verschwendet werden, in dem die US-Truppen das Kanonenfutter ihrer Angriffskriege zusammenflicken, damit in den USA keiner das Elend sieht.
Wir fragen uns: Kann man das Verhalten des Verteidigungsministeriums alleine mit Wichtigtuerei und Inkompetenz erklären? Oder sitzt da ein kluger Kopf, der genau wusste, wie er den Bürgern am geschicktesten hilft? Denn wie ein Leser in der Rheinpfalz vom heutigen Tag schreibt: „Wir brauchen hier keine Abrodungen von Wäldern und auch keine Amerikaner. Haben diese Raubritter hier nicht schon genug kaputtgemacht? […] Kein Mensch in Deutschland freut sich über Fluglärm und Umweltverschmutzung von den Amerikanern. Die will doch kein Mensch mehr! Nur wir dürfen sie haben. Nein danke!” Wir finden, der Mann hat recht.
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