Wir können nicht nachvollziehen, was im Verteidigungsministerium vor sich geht. Niemand kann mehr behaupten, er wisse nichts von krank machendem und den Tourismus zerstörendem Kampfjet-Übungslärm. Gerade deshalb müsste die Bundeswehr doch so klug geworden sein, Ausbildungen an Nordsee- und Ostsee-nahen Flugplätzen durchzuführen, so dass die Flüge weitab von der Küste über dem Meer stattfinden. Wider besseres Wissen will Frank Gräfe, der Kommodore des Neuburger Fliegerhorstes, den Übungsbetrieb von 2700 Flugstunden in diesem Jahr über 4000 im Jahr 2014 auf 6000 im Jahr 2015 steigern. Das wird für die dortigen Bewohner zu einer kaum vorstellbaren Lärmhölle zwischen Ulm und Augsburg (Übungsluftraum ED-R 207/307, auch TRA ALLGÄU genannt) führen. Wir befürchten weiterhin, dass die Brüder – wie damals das Lechfelder Geschwader – versuchen werden, einen Teil ihres Lärms heimatschonend bei uns zu entsorgen. Das gilt erst recht, wenn sie weiterhin regelmäßig Italiener zu sich einladen.
Was uns jetzt schon klar ist: Wie die jetzt leidenden und laut protestierenden Menschen im Verlärmungsgebiet des Frankfurter Flughafen werden die zukünftigen Opfer des Jagdgeschwaders 74 erst einmal träge vor sich hin leben, die Wahrheit gar nicht so genau wissen wollen und sich einreden, es werde schon nicht so schlimm werden. Diesen Fehler machen alle. Bis sie von der Wirklichkeit eiskalt erwischt werden. Dann müssen sie sich erst einmal organisieren, lernen, wie man die Schreiben offizieller Stellen zu interpretieren hat, und gegen die Lobby einzelner Bäcker und Lokalpolitiker antreten, die für ein paar verkaufte Brötchen und vermietete Häuser Tausende mit Lärm krank machen lassen.
Neuburger, Augsburger, Lechfelder, Ulmer: Es liegt jetzt an Euch. Wenn Ihr geschehen lasst, dass Euch ein paar Hände voller Piloten Tag und Nacht aus purer Sturheit und Bequemlichkeit den letzten Rest Lebensqualität rauben, ist das Eure Sache. Seid aber sicher, dass wir erbitterten Widerstand leisten werden, wenn Eure dröhnenden Weißwürste einen Teil Eures Lärms zu uns bringen. Unser Bedarf ist mit der US Air Force, anderen Ausländern, den Bücheler Atombombenspediteuren und der rheinisch-aufdringlichen Fröhlichkeit aus Nörvenich mehr als gedeckt.
Die wenigen, die finanziell profitieren, werden Euch belügen und betrügen. Sie werden Euch Fantasiezahlen über Arbeitsplätze und Wirtschaftsfaktor nennen. Einer wird den anderen nachplappern. Genügend Wiederholungen machen aus erfundenen und geschönten Zahlen Wahrheiten. Eine einfache Frage lautet: Wieviele zivile Vollzeitstellen schaffen die Übungsflüge? Eine zweite: Wer bezahlt sie? Eine dritte: Ist uns das unsere Gesundheit und ein sabotierter Tourismus wert? Jetzt liegt es an Euch!
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