Von unseren Vorstandsmitgliedern Doris und Horst Emrich
An: andreas.korb@bundeswehr.org
Betreff: Übungsflüge aus Büchel
Datum: Tue, 25 Feb 2014
Guten Tag, Herr Korb,
wir leben in der Region Westpfalz/ Kaiserslautern, die mit
Vorliebe von Ihren Soldaten zu meist abendlichen Besuchen
(auch Übungsflüge genannt) heimgesucht wird. Es ist zu einer
liebgewonnen Gewohnheit Ihrer Flieger-Elite geworden, die
Abendstunden für ihre tollkühnen Manöver zu nutzen. Auch
der Absturz eines Tornados vor ein paar Wochen zeigte einmal
mehr die Gefahr, der wir unter der TRA Lauter Wohnenden
ausgesetzt sind, was Sie aber nicht daran hindert, diese
Praxis des abendlichen Lärmterrors weiterzuführen.
Mitleid heischend, sprach ihr Kamerad Kötter davon, daß die "schwerst traumatisierten" Soldaten seelsorgerisch und psychologisch betreut werden müßten, um die Schrecken dieses Absturzes zu "verarbeiten!" Ach nein, die Soldaten sind traumatisiert, die uns diese Lärmfolter Tag für Tag antun? Es ist doch sehr angenehm, daß wir, die wir das ertragen müssen, dann auch noch die Behandlung der "Elite"-Soldaten bezahlen dürfen!
Damit Sie EIN MAL einen Eindruck davon bekommen, was Menschen bzw. Kinder ertragen müssen, die unter dieser Übungszone leben, hier die Schilderung, wie ein Kind diese "Angriffe" erlebt: Wie Ihnen ja sicher nicht fremd ist, müssen Kinder morgens zur Schule gehen, d.h. am Abend rechtzeitig einschlafen. Genau dies ist aber in dieser Region NICHT mehr möglich, weil genau zu dieser Schlafenszeit Ihre "tapferen Flieger" den Drang verspüren, sich noch einmal mit Tornados austoben zu müssen! Wie soll man einem total verängstigten Kind, das weinend fragt, warum "jeden Abend dieser Krach über uns ist", erklären, daß diese Menschen in Uniform dafür üben, wie man in anderen Ländern Menschen – auch Kinder – umbringt? Kann das ein Kind verkraften? garantiert nicht! Sollen wir Kindern erklären, daß diese Flugzeuge dazu da sind, die perversesten aller Waffen – Atomwaffen – im Lager Büchel zu schützen! Waffen, die eigentlich in unserem Land überhaupt nicht lagern dürften! Sollen wir erklären, daß eine dieser Waffen genügen würde, alles Leben auszulöschen? Sollen wir erklären, daß die "Freundschaft" deutscher Soldaten den US-Kriegstreibern gegenüber so groß ist, daß sie die grausamste aller Waffen für sie gut bewachen und im Ernstfall sogar abwerfen würden? Nein, das ist für einen erwachsenen Menschen nicht zu verstehen, wie weit man jegliches menschliche Denken verliert!
Wir sind vollkommen sicher, daß wir – wenn überhaupt – als Antwort wieder die ewigen Ausreden zu hören bekommen: "Wir führen nur Befehle aus", "wir sind dafür NICHT verantwortlich", "Soldaten müssen üben, um ihr Leben zu schützen" usw. Diese Sätze sind schon mehr als abgedroschen!
Dazu gibt es Folgendes zu sagen. Ein Soldat ist ausschließlich SEINEM Gewissen verpflichtet! Wenn Sie das wollten und diese geldverschwendenden Übungsflüge ungedingt durchführen müssen, warum muß dies über dicht besiedeltem Gebiet sein? Warum gestehen sie uns, die hier wohnen, nicht Schutz unseres Lebens zu. Lt. Art. 2 des Grundgesetzes wird uns "körperliche Unversehrtheit" zugesichert. Gilt das Grundgesetz für Bundeswehrsoldaten nicht?
Als Oberst haben sie "Militär" verinnerlicht, vielleicht ist aber doch noch ein Rest an Gewissen und Moral übrig geblieben, daß Sie über unsere Betroffenheit nachdenken läßt! Es sei Ihnen nochmals ausdrücklich gesagt, durch diese menschenverachtenden Übungsflüge über unserer Region zerstören Sie UNSERE Gesundheit, UNSER Leben und UNSERE Umwelt – und wir zahlen auch noch dafür!
Hochachtungsvoll
Doris & Horst Emrich
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