Brief an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
Von unserer Leserin Ute Rösel-Dahbi
Sehr geehrte Frau von der Leyen,
ich bzw. wir – denn ich schreibe im Namen von 2 Bundesländern mit insgesamt über 4 Millionen Menschen – wende mich an Sie als Verteidigungsministerin, insbesondere auch, weil Sie Ärztin und Mutter sind.
Sie als Verteidigungsministerin haben die Macht Dinge zu ändern, Sie als Ärztin haben die Argumente, nämlich, dass Fluglärm krank macht. Hier ist nicht ziviler Fluglärm gemeint sondern militärischer Fluglärm, unter dem eben diese beiden Bundesländer – Saarland und Rheinland Pfalz – extrem leiden, und dies seit Jahren.
Ich muss Ihnen nicht erklären, was die TRA Lauter und die POLYGONE bedeuten, ich muss Ihnen auch nicht erklären, was stundenlanges Kampfjetgedröhne, Abfangjagden mit und ohne Nachbrenner, Tiefflüge, dröhnende Herculesrunden, Übungsflüge, Transportflüge zu jeder Tages- und Nachtzeit Luftbetankungen usw. bedeuten und dies alles über BEWOHNTEM GEBIET. Von Januar bis Dezember, von Montag bis Freitag, von morgens bis in die späten Abendstunden.
Wir haben keine RUHEPHASEN mehr.
Ich muss Ihnen auch nicht erklären, wer die Verursacher sind. Es handelt sich um die US Streitkräfte der US Air Base Ramstein, die US Streitkräfte aus Spangdahlem in der Eifel, dazu kommen die Bundesluftwaffe aus Büchel Nörvenich und anderen Fliegerhorsten. Wenn die nicht da sind, werden Ausländer aus Belgien, Italien usw eingeladen.
Der Lärm ist unerträglich, der Lärm ist krankmachend, der Lärm ist menschenverachtend, und der Lärm ist außerdem absolut nicht notwendig.
Wir sind Menschen, die arbeiten, wir haben Kinder, die in die Schule müssen, wir haben das Recht uns nach einem Arbeitstag gemütlich auf die Terrasse zu setzen und den Feierabend so gut wie möglich zu geniessen, wir haben das Recht und vor allem die Notwendigkeit unserem Körper und unserer Psyche eine Entspannungsphase zu gönnen.
Das Militär hat nicht das Recht, uns dies zu verwehren.
Hier wird das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit mit Füßen getreten. Ein solcher Lärm gehört nicht über bewohntes Gebiet. Wir können unsere Grundstücke nicht mehr nutzen, wir sind gezwungen uns – egal bei welchen Temperaturen – im Haus aufzuhalten, wobei wir uns diesem Lärm noch nicht einmal mit Schallschutzfenstern entziehen können.
Ich frage Sie: Mit welchem Recht wird seit Jahren unser Leben kaputt gemacht? Wir kommen uns vor wie auf einem Kriegsschauplatz! Kein anderes Land mutet seinen Bürgern so etwas zu. Höchstens die Länder, die sowieso im Kriegszustand sind.
Wir können noch nicht einmal mehr einen Tag Urlaub zu Hause verbringen, das ist nicht auszuhalten. Wir sind mittlerweile froh für jeden Tag mit wolkenverhangenem Himmel und Regen, damit der Lärm abgedämpft wird oder das Militär wegen den Wetterbedingungen nicht fliegen kann. Wir beten, dass dieser Terror endlich aufhört.
Sie wissen genau, dass von deutschem Boden kein Krieg mehr ausgehen darf und somit auch keine kriegsvorbereitenden Übungen.
Für was werden wir eigentlich so gestraft? Deutschland hat 1945 den Krieg verloren. Einen Krieg, den wir, die heutige Generation, nicht angefangen und auch nicht verloren haben. Dieser Krieg ist seit 70 Jahren vorbei. Wir sind seit den 90ern noch nicht mal mehr Besatzungszone. Was bitteschön müssen die US Streitkräfte bei uns üben? Warum muss man den ganzen Tag bis in den späten Abend die Bewohner in unseren beiden Bundesländern terrorisieren?
Wir fordern einen sofortigen Stop dieses menschenverachtenden, krank machenden Militärterrors. Wir fordern eine Verlagerung der reservierten Lufträume über unbewohntes Gebiet. Wir fordern einen Stop der terrorisierenden Übungsflüge der Hercules C-130 Großraumpropellermaschinen, die uns den notwendigen Schlaf und die Nachtruhe rauben. Mit welchem Recht frage ich Sie nochmals, wird unsere Lebensqualität zerstört?
Wir wollen nicht mehr. Wir sind es leid!
WIR HABEN EIN RECHT AUF LEBEN!
Ich/wir hoffen, dass dieses Schreiben Gehör findet, und zwar bei Ihnen, Frau von der Leyen, und nicht in einem Vorzimmer aussortiert wird. Wer nicht von diesem Terror betroffen ist, kann nicht darüber urteilen. Wir können nicht alle unsere Heimat einfach verlassen, obwohl wir uns momentan leider nichts sehnlicher wünschen, als endlich irgendwo unsere Ruhe zu finden, um wieder ein normales Leben führen zu können. Es hängen emotionale Bindungen, Arbeitsplätze und auch finanzielle Aspekte davon ab. Nicht alle haben die Möglichkeit, aufgrund guter Verdienste einfach alles im Stich zu lassen und sich irgendwo abgeschottet von allem Übel niederzulassen.
Sie, Frau von der Leyen, haben die Macht, dies alles zu ändern, zeitnah.
Mit freundlichen Grüßen
Ute Rösel-Dahbi,
Rockenhausen, Rheinland Pfalz
P.S.: Man muss uns kein Lärmmessauto schicken, an diesem Tag steigt kein Kampfjet auf, die Erfahrung haben wir bereits gemacht
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