Wenn man die Lobgesänge der Militärs, Ehemaligen und Militärbegeisterten über die zu erwartende Mehrbelastung durch noch mehr und internationalere Übungen in Baumholder in der Presse liest, glaubt man kaum, dass es dort auch klügere Menschen gibt. Die Nahe-Zeitung druckt sie ab:
Hans Kreuscher aus Idar-Oberstein schreibt am 03.02.2015:
Ich empfinde die Aussage zur sogenannten „Internationalen
Bedeutung für Idar-Oberstein“ als zynisch. Die zusätzliche
Belastung trägt der Bürger, der an solchen Entscheidungen mal
wieder nicht beteiligt wird. Wir leben ja in einer
Scheindemokratie. Nachdem die Bundeswehr das „Bombodrom“
Anfang der 80er-Jahre nach Bürgerprotesten im Osten aufgeben
musste, hat man den Fluglärm zum Truppenübungsplatz Baumholder
verlagert. Jetzt kommt die nächste Lärmbelästigung noch dazu –
nach „Befehl-und-Gehorsam-Manier“ des Militärs.
[…]
Für die Stadt Idar-Oberstein und den Kreis Birkenfeld wäre es besser,
wenn wir internationale Unternehmen (siehe Bad Sobernheim, Morbach)
ansiedeln würden. Dies wäre gut für qualifizierte Arbeitnehmer und für
die demografische Entwicklung in dieser strukturschwachen Gegend. Damit
würde auch Kaufkraft generiert. Dies bedarf allerdings einer pro-aktiven
Wirtschaftspolitik, die leider nicht erkennbar ist. Man hat den
Eindruck, dass die hiesige Politik nicht in der Lage ist, diesem
Anspruch gerecht zu werden. Also überlässt man das Feld dem Militär.
Dazu passt die Aussage: „Wir waren ja schon immer militärlastig“.
[…]
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Menschen in
Idar-Oberstein und im Kreis Birkenfeld werden mit noch höheren
Lärmbelästigungen durch die NATO konfrontiert. Solange die
Menschen nicht auf die Straße gehen, wird sich nichts ändern. Die gut
ausgebildeten jungen Menschen werden mangels Perspektiven
weiterhin abwandern. Es bleiben die Alten und die Pensionäre der
Bundeswehr, denn für diese gibt es „viele Tage, an denen eine
himmlische Ruhe herrscht“.
Gisela Herber aus Hattgenstein schreibt am 10.02.2015:
Hat man von oben herab die hiesige Bevölkerung über das gewaltige Vorhaben Baumholder mit allem Drum und Dran aufgeklärt, oder hat man sie mit dem Nationalpark beschäftigt und sie damit abgelenkt? „Einen Nationalpark darf man der Bevölkerung nicht überstülpen“, betonte unser Landrat mehrfach. Gerade so, als ob ein Nationalpark für die betroffene Gegend das Schlimmste ist, was ihr passieren kann. Was jedoch über unserer Heimat – ohne jegliche rechtliche Grundlage – mit Kampfbombern stattfindet, das ist so ziemlich das Schlimmste, was der Bevölkerung und der Natur passieren kann. Nicht nur der an grausamste Kriegszeiten erinnernde Bomberlärm, sondern auch die sehr giftigen Abgase, der Bomben- und Geschossdonner und der auch damit verbundene starke Schadstoffeintrag in die Umwelt, ziehen Zerstörung von Natur und Heimat nach sich. Kein Mensch weltweit will eine so zerstörerische Einrichtung – in der oft scharfe Waffen zum Einsatz kommen – in seiner Nähe oder gar, wie hier, über seinem Wohnort haben. Das beim Nationalparkprojekt viel zitierte Wirgefühl und die Heimatverbundenheit können so nicht gestärkt und manifestiert werden. Unter einem solch krankmachenden Szenario kommt eher der Gedanke ans Wegziehen auf, und alle guten Bemühungen fallen auf unfruchtbaren, um nicht zu sagen: vergifteten Boden.
Heidi Schappert, Ortsbürgermeisterin a.D. aus Mittelreidenbach schreibt am 13.02.2015:
Der sich abzeichnende erhöhte Schieß- und Fluglärm wird die letzten jungen Leute mit guter Ausbildung aus unserer Region fegen. Es wird große Werteverluste beim Wohneigentum geben. Denn wer hat künftig noch Interesse, in dieser extrem lärmbelasteten Region ein Haus oder ein Baugrundstück zu erwerben? Es werden sich keine Käufer mehr finden. Die Bemühungen, der demografischen Entwicklung in unserer strukturschwachen Region entgegenzuwirken durch funktionierende Schulen, wohnortnahe Kindergärten, attraktive Baugebiete und engagiertes Vereinsleben wird zunichte gemacht. Die im Spätherbst 2014 stattgefundenen Nato-Manöver haben nicht nur im Luftraum über dem Truppenübungsplatz, sondern auch zum Teil über der Gemarkung Mittelreidenbach stattgefunden. Durch stundenlange Flugübungen mit An- und Steilflügen entstand eine Lärmkulisse wie in einem Kriegsgebiet – tagelang. Die Sicherheit der Bürger ist dadurch stark gefährdet.
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