Als Bürgermeister von St. Wendel saß er mitten im Lärm und erlebte Scheinangriffe auf den Stadtkern und das Krankenhaus. Dass man zum Thema der Kampfjetlärmkonzentration bisher noch nichts von ihm gehört oder gelesen hat, wundert uns sehr.
Date: Tue, 17 Feb 2015 22:51:53 To: k.bouillon@innen.saarland.de Subject: Kampfjetlärm bis in den Abend Sehr geehrter Herr Bouillon, aus Ihrer Zeit in St. Wendel kennen sie ja den stundenlangen Kampfjetlärm, der meist aus Rheinland-Pfalz kommt und das Saarland zu einem Truppenübungsplatz abwertet. Heute hatten wir nicht nur am Nachmittag Lärm. Von 19 Uhr bis 21 Uhr legten die Helden der Lüfte noch einmal los.
Wir haben als Saarländer die Ehre, dass unser ganzes Bundesland ein einziger Bolzplatz für jeden dahergelaufenen Kampfjetpiloten ist, ob US-Amerikaner, Belgier, Niederländer, Kanadier (derzeit zu Besuch in Spangdahlem), Italiener oder die Bundesluftwaffe. Es vergeht so gut wie kein Werktag im nördlichen Saarland ohne Kampfjetlärm. Fliegen die Amerikaner nicht, dann füllt die Bundesluftwaffe die Lärmlöcher, oder es kommen andere Ausländer zum Verlärmen unserer Heimat – inklusive des Naherholungsgebiets am Bostalsee. Ich wundere mich sehr, dass man von der saarländischen Landesregierung kein Wörtchen des Protests hört – im Gegenteil. „Die müssen doch üben“ und „Früher war es viel schlimmer“ ist der Tenor der Landesregierung angesichts der Tatsache, dass im zweitdichtest besiedelten Flächenland immense Mengen Kampfjetlärm konzentriert werden. Gilt für das Militär nicht der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit? Wieso ist der Übungsluftraum über der Nordsee regelmäßig deutlich weniger stark gebucht als unsere Heimat? Wieso ist bei uns ständig Abendlärm? Wieso üben die Amerikaner nicht zu Hause? Wieso laden sich die Amerikaner noch Kanadier ein, die ebenfalls zu Hause genug Platz zum Üben haben? Warum ist bei uns kein Tag unbeplant, während die TRA ALLGÄU, TRA SACHSEN, TRA MÜNSTERLAND immer mal ganztägig unbeplant sind? Als Bürger fragt man sich schon, warum das Saarland bereitwillig eine weitaus stärkere Belastung an Kampfjetlärm hinnimmt als andere Bundesländer und den Lärm an sich, auch den Abendlärm, als gottgegeben ansieht. Wir haben Jahrzehnte lang so stark gelitten, dass wir mehr als einen fairen Anteil getragen haben. Nun wäre Zeit für Lebensqualität und Tourismusentwicklung. Haben wir mit unserem schönen Land nichts anderes vor als es widerstandlos dem Militär zum Verlärmen zu schenken? Wollen wir uns von anderen als Deppen der Nation ansehen lassen, weil sie sich solch einen Dauerlärm nicht bieten lassen würden? Was wäre so schlimm daran, den Kampfjetlärm ehrlich und öffentlich als ein Problem zu nennen anstatt ihn verschämt zu verschweigen? Mit freundlichen Grüßen Ноlgеr Маrzеn BI gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung
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