Zum Artikel der Zeitung DIE RHEINPFALZ vom 12.06.2015
Von unserem Vorstandsmitglied Horst Emrich
Fluglärm ist die eine Seite der Medaille. Doch noch gravierender sind die Belastungen durch Schadstoffe und die immense Strahlenbelastung.
Zuerst ist es wichtig zu wissen, was verbirgt sich hinter dem Wort Polygone? Polygone ist ein Begriff aus der Geometrie und bezeichnet ein Vieleck. Im Bereich der NATO-Luftstreitkräfte beschreibt dieses Wort eine Übungseinrichtung für Elektronische Kampfführung:
MULTINATIONAL ELECTRONIC WARFARE TACTICS FACILITY (MAEWTF) POLYGONE, die einzige Übungseinrichtung für Elektronische Kampfführung (EloKa) in Europa. Das Übungsgebiet umfasst ca. 20.000 qkm mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 240 km und West-Ost von ca. 140 km und erstreckt sich grenzübergreifend in Deutschland über Teile von Rheinland-Pfalz, dem Saarland sowie in Frankreich über Teile Elsaß-Lothringens und der Vogesen. Betrieben wird die Einrichtung gemeinsam von den Luftstreitkräften Frankreichs, Deutschlands und den USA.
Die Hauptaufgaben der Einrichtung sind das Schulen der Luftfahrzeugbesatzungen im Gebrauch ihrer EloKa-Ausrüstung, das Entwickeln, Testen und/oder Verifizieren von Taktiken sowie das Unterstützen von Erprobungen neuer oder verbesserter EloKa-Ausrüstungen.
Mit festen Stellungen in Deutschland und Frankreich, den dort eingesetzten stationären sowie den mobilen Systemen, ist die MAEWTF POLYGONE in der Lage, annähernd realistische Bedrohungsszenarien zu schaffen, wie sie in möglichen Einsatzgebieten erwartet werden könnten. Die Besonderheit ist, dass auf der Übungseinrichtung u.a. auch reale russische Luftverteidigungssysteme zum Einsatz kommen, die nach der Wiedervereinigung von der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) übernommen wurden. Ein Großteil des Bedienerpersonals hat seine Ausbildung noch während der Dienstzeit in der NVA erhalten.
Auf POLYGONE üben Piloten bzw. Besatzungen von Kampf- und Transportflugzeugen, aber auch von Hubschraubern den Gebrauch ihrer elektronischen Selbstschutzausrüstung, z.B. Radarwarnempfänger oder Störbehälter für elektronische Gegenmassnahmen. Sie trainieren das Erkennen und die Abwehr einer möglichen Bedrohung, die von radargesteuerten Flugabwehrraketensystemen oder Flugabwehrkanonen ausgehen kann. Es trainieren ECR Tornados der Bundesluftwaffe, F-16 der USAF und Kampfjets anderer Luftstreitkräfte. Die Nutzung von POLYGONE erfolgt in Übungseinheiten (Slots) von jeweils 20 Minuten und ist für die Betreibernationen von POLYGONE kostenfrei. Allen anderen Nationen werden die Slots je nach Umfang in Rechnung gestellt; 2.200 EURO sind zu entrichten, wenn entweder nur in Frankreich oder Deutschland geflogen wird, 3.300 EURO werden pro Slot fällig, wenn grenzüberschreitende Einsätze, also in Deutschland und Frankreich geflogen werden. Im Rahmen von NATO-Übungen sind die Einsätze ebenfalls kostenfrei.
Gesteuert werden alle Einsätze vom POLYGONE Coordination Center (PCC) bei Bann. Im trinational besetzten PCC werden die Einsätze angemeldet, koordiniert und vorbereitet, geleitet und anschliessend auch ausgewertet.
Bei Bann ist nicht nur das POLYGONE Coordination Center (PCC) angesiedelt, sondern es ist auch eine fest installierte Radarstellung vorhanden, die täglich zur Übung des EloKa von den Kampfjets angeflogen wird. Zum Fluglärm und den Schadstoffen aus Treibstoff kommt die nicht wahrzunehmende Gefahr der Radarstrahlung.
Beim Anflug der Kampfjets auf die POLYGONE-Anlage werden diese von dem von dort ausgehenden Radarstrahl erfasst.
Radar ist die Abkürzung (engl: radar detection and ranging) für ein System zum Nachweis von außerhalb des Sichtbereichs liegenden Objekten mit Hilfe von elektromagnetischen Wellen. Grob betrachtet arbeitet ein Radarsystem nach einem Echoprinzip: Das System sendet Funkwellen aus, die auf Objekte auftreffen und von diesen reflektiert werden. Die reflektierten Wellen (also das Echo) gelangen anschließend zum Radarsystem zurück und werden dort in entsprechender Weise weiterverarbeitet und auf Radarbildschirmen sichtbar gemacht. – Problematisch ist hier allerdings, dass die „Echos“ eben nicht nur zum Sender zurückgelangen sondern vom Objekt aus quasi in einem großen Halbkreis reflektiert werden und unkontrolliert bis zu 30 Kilometer abstrahlen. Es handelt sich hierbei um gepulste Hochfrequenzsignale, die das biologische System stören können. Dies ist eine Art elektromagnetische Strahlung, wie sie auch bei Handynetzen verwendet wird. Nur viel stärker. Während Mobilfunksender 10 bis 20 Watt Leistung haben, verwendet der Radarhauptstrahl bis zu 100 Milliarden Watt. In diesem Strahl hält sich zwar kein Mensch auf, aber es gibt eine Streustrahlung in der Umgebung. Wer dieser längere Zeit ausgesetzt ist, kann mit gesundheitlichen Schäden rechnen.
Da im Stoffwechsel des menschlichen Körpers viele elektrochemische Reaktionen ablaufen, kann eine Beeinflussung durch elektromagnetische Wellen nicht ausgeschlossen werden.
In einzelnen Studien und Untersuchungen sind beobachtet worden: Anregung zellulären Wachstums, Veränderung biochemischer Reaktionen, Beeinflussung des Kalziumhaushaltes, Beeinflussung der Produktion von Melanin (Schlafhormon – Schlafstörungen, Krebs, Beeinträchtigung der Gehirnfunktion), Veränderungen von EEG und EKG. Weiterhin ist nicht auszuschließen, dass Radarstrahlen auf der Ebene der Zellen zu Chromosomenveränderungen und damit zu bösartigen Erkrankungen führen können.
Dieser lebensbedrohenden Gefahr sind wir alle ausgesetzt, das Militär und die zuständigen Bundesverwaltungen bestreiten dies und nehmen die gesundheitlichen Schädigungen der Bürger billigend in Kauf.
Aber damit nicht genug. Eine weitere Gefährdung für die Bevölkerung stellen die von den Flugzeugen bei der Erfassung durch den Radarstrahl ausgestoßenen Täuschkörper, Chaff (engl. Spreu) dar. Chaff sind Aluminium bedampfte Glasfasern, die das „feindliche Radar“ ablenken sollen, mit einem Schutzschild vor dem Flugzeug vergleichbar. Die Glasfaserpartikel sind allerdings groß genug, um nicht direkt in die Lungenbläschen zu gelangen. Die Reinigung von Bronchien, Rachen und Nase (mit Nebenhöhlen) ist jedoch von einem völlig intakten Flimmerepithel abhängig – sonst kann es zu Silikose-ähnlichen Krankheitsbildern kommen, Lungenfibrose und -krebs sind nicht auszuschließen. Das Aluminium der Glasfaserpartikel führt in der Natur zu vielfältigen Schäden. Im Trinkwasser muss Aluminium - so in verschiedenen Studien bewiesen - als Faktor für das Entstehen von Alzheimer verantwortlich gemacht werden. Aluminium wird durch den sauren Regen aus seinen Verbindungen sowohl im Erdreich als auch aus anderen Verbindungen freigesetzt und gelangt in Gewässer. Hier wirkt es bereits in sehr geringen Konzentrationen hochgradig fischgiftig. Im Waldboden führt freigesetztes Aluminium zu Schäden an den Bäumen u.a. durch Konkurrenz zu Magnesium, das für das Blatt- und Nadelgrün benötigt wird. Es gilt in Verbindung mit saurem Regen als einer der Hauptfaktoren für das Waldsterben. Bei Verschlucken durch den Menschen wird Aluminium über intakte Nieren wieder ausgeschieden. Kann es nicht ausgeschieden werden ist es für Gedächtnisverlust und Knochenveränderungen verantwortlich.
Wie immer leugnet das Militär den Einsatz von Chaff. Nur unter großen Auflagen werde eine Verwendung in besonderen Übungen genehmigt. In der Westpfalz wurden bei Schopp große Mengen von Chaff gefunden, nur sichtbar, weil das Material nicht wie vorgesehen in feine Partikel verwirbelt wurde und somit sichtbar war.
So werden die Menschen der Region außer durch Fluglärm und Schadstoffen aus Flugbenzin durch Radarstrahlung und Täuschkörper ihrer Gesundheit und Lebensqualität beraubt - das im Grundgesetz verbriefte Recht auf körperliche Unversehrtheit außer acht gelassen wird.
Die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt hohe Zahl der Krebserkrankungen spricht eine eigene Sprache.
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