Heiligabend in der Westpfalz
Erlebt von unserem Vorstandsmitglied Doris Emrich
Nach einer völlig mit Kampfjets verlärmten Adventszeit freute ich mich umso mehr auf die ruhigen Weihnachtstage. Dieses traditionelle Fest, das auch ein Fest des Friedens und der Liebe untereinander sein soll, bedeutet für mich der festliche Abschluss des Jahres und wird auch dementsprechend zelebriert. 17.30 Uhr, ich beginne mit den Vorbereitungen für das Abendessen, der Weihnachtsbaum leuchtet, Glocken läuten für den Kirchgang, ich freue mich auf den Abend – plötzlich – unvorbereitet ein Höllenlärm! Was bedeutet das? Ist es ein Erdbeben, eine fürchterliche, nie dagewesene Naturkatastrophe, die sich anbahnt? NEIN - es ist ein Start einer Maschine auf dem naheliegenden Kriegsflughafen Ramstein!
Einige Zeit später. Ich nehme Platz zum Essen, möchte mit einem Gläschen Cremant auf das Festessen anstoßen – ein Dröhnen, nicht zum Aushalten, die ganze Luft vibriert, der nächste Start in diesem US-besetzten Stück Land – Ramstein Air Base! So langsam vergeht mir der Appetit, Wut macht sich breit über diese Unverschämtheit!
Die Geschenke werden ausgetauscht, plötzlich – das darf nicht wahr sein – ein Höllenlärm, als ob sich die Erde auftut, ein weiterer Start auf diesem Krebsgeschwür der Kriegswilligen! Welch eine Rücksicht und welches Verständnis, daß die nächste Maschine „erst“ wieder um 23.20 Uhr die Westpfalz mit infernalischem Lärm auf die Christmette vorbereitet!
Ich möchte mit dieser Beschreibung einmal mehr darauf aufmerksam machen, wie dreist und unvorstellbar arrogant, sich diese US-Besatzer in unserem Land gebärden! Die „Geschenke der besonderen Art“ in die Kriegsgebiete und an sogenannte „gemäßigte Rebellen“, müssen nach dem Verständnis der nur noch in Tötungs- und Zerstörungskategorien denkenden US-„Demokratiebringer“ auch an Heiligabend ausgeflogen werden. Was stört sie das religiöse Empfinden der deutschen Zivilbevölkerung!
Immerhin wurde dieser Region ein ruhiger 1. Weihnachtstag geschenkt, denn Santa Claus kommt ja früh morgens durch den Kamin und beschert den Nachwuchs der hier stationierten Zwangsfreunde! Es wäre ja unvorstellbar, wenn militärischer Fluglärm diese traditionelle, amerikanische Idylle stören würde!
Ja, ihr tumben Westpfälzer, ich weiß, daß ihr euren lieben Amis die Treue haltet, auch wenn sie euch an Heiligabend quälen! Ihr belügt euch weiter und schämt euch nicht einmal für den Irrglauben, daß diese Kriegstreiber eure Freunde sind! Sie wissen es zu schätzen, daß ihr jeglichen Stolz abgegeben habt! So lieben die US-Besatzer ihre „local nationals“ – immer schön schweigen, niemals aufbegehren und immer schön Augen und Ohren verschließen!
Ach ja, ich vergaß es doch tatsächlich: Hauptsache, die restlichen paar Buden werden weiter vermietet, da schaut man doch gern darüber hinweg, daß sich vor der Haustür ein US-Flugplatz befindet, der eine Drehscheibe für alle völker- und menschenrechtswidrigen Kriege – auch Drohnenkriege – darstellt, von dem auch Menschen in Foltergefängnisse ausgeflogen werden!
Egal, die Westpfälzer lieben ihre Amis – und wenn sie selbst dabei zugrunde gehen!
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