Ist die Lärmbelastung geringer geworden? Ja, ist sie. Seit Wochen. Wir haben weniger Lärmstunden, erst recht Lärmstunden am Stück. Der Abendlärm ist weniger geworden. Wir hatten zusammen mit dem Rest Deutschlands am 06.05.2016 keine Beplanung und keinen Kampfjetlärm, das gab es seit Jahren nicht mehr. Was sagen wir eigentlich dazu?
Wir sagen danke all denen, die sich dafür eingesetzt haben, uns mehr Lebensqualität zuzugestehen. Wir sagen auch denen danke, die durch ihre Beschwerden mitgeholfen haben, der Politik und dem Militär klar zu machen, dass die Lärmbelastung real und nicht mehr akzeptabel ist. Wir – Bürger, Politik und Militär – sind gemeinsam auf dem richtigen Weg.
Was tun wir nicht? Wir sind damit natürlich als Endergebnis nicht zufrieden. Wir liegen bei der Lärmbelastung durch Kampfjets immer noch an der Spitze, wenn auch nicht mehr mit weitem Abstand. Dass wir über drei Jahrzehnte lang rücksichtslos und brutal ein Vielfaches von dem zugeschoben bekamen, das andere ertragen mussten, dass wir und unsere Politiker belogen wurden, dass das Militär auf Zeit gespielt hat, ist vielleicht vergeben – aber nicht vergessen. Die Mathematik dazu ist ganz einfach: Wer drei Jahrzehnte das Doppelte an Lärm ertragen musste, dem müssen drei Jahrzehnte Ruhe zugestanden werden. Dann erst ist die Belastung durchschnittlich, dann ist so etwas Ähnliches wie Gerechtigkeit wiederhergestellt – zumindest unter den Menschen, die unter einem militärischen Übungsluftraum leben.
Wir erwarten eine konsequente Verlagerung der Übungsflüge raus aus der TRA LAUTER über die Nordsee. Wir wollen kein Gejammer mehr hören, dass tägliches Pendeln zu teuer sei. Das ist es auch für viele zivile Arbeitnehmer, die deswegen Wochenpendler geworden sind. Was Tausenden Finanziers des Militärs zugemutet wird, ist auch ein paar Militärpiloten zuzumuten. Wir erwarten einen sofortigen Stopp von Übungsflügen in und unter der TRA LAUTER nach 18.00 Uhr. Wir erwarten ein sofortiges Ende des Lärmtourismus durch ausländische Piloten, die in Deutschland nicht stationiert sind – egal ob sich die Bundeswehr oder die US-Amerikaner Gäste einladen. POLYGONE haben als Vorwand ausgedient, da die Radarstationen mobil sind und Frankreich seinen Teil (warum wohl?) dichtgemacht hat. Wir erwarten ein sofortiges Ende der Überschallflüge über uns. Die Erfüllung dieser Forderungen sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht. Diese Positionen, das wiederholen wir gerne, sind nicht verhandelbar – selbst wenn das halbe Verteidigungsministerium im Tutu den sterbenden Schwan tanzt.
Die Menschen der Region beschweren sich immer noch, wenn es dröhnt und knallt. War alles vergebens seitens derer, die uns Gutes getan haben? Im Gegenteil! Die Anzahl derjenigen, die sich den Lärm nicht mehr bieten lassen, steigt rasant. Wir können nur davor warnen, die Zeit wieder zurückzudrehen und wieder mehr Lärm zu uns zu pumpen. Die Beschwerden, die die Bundeswehr jetzt kennt, sind nichts zu dem, was sich dann über sie ergießen würde. Die Menschen der Region sind deutlich besser informiert als früher, kennen die Verursacher und die Hintergründe und wissen, dass der Lärm verlagerbar ist. Sie reagieren allergisch auf Sturheit sowie Vernebelungs- und Abwiegeltaktiken. Daher können wir allen sagen, die etwas für unsere Entlastung getan haben: „Ihr habt es richtig gemacht, Ihr seid nur noch nicht fertig. Danke, und macht weiter so!“
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