Leserbrief an die Rheinpfalz zum Artikel „Polygone und TRA Lauter bleiben“
Von einem Leser aus Obrigheim
Es führt wahrlich nicht zu Begeisterungsstürmen, was man in der Pfalz und im Saarland innerhalb der TRA LAUTER tagtäglich als selbstverständlich „genießen“ darf. Die TRA LAUTER stellt sich mit einer werktäglichen Durchschnittsplanung zwischen 8:30 und 21:30 Uhr nicht als „Temporary“ Reserved Area dar, sondern als „Permanent“ Reserved Area, in der sich täglich stundenlang bis spät abends ganze Rudel von Kampffliegern aus aller Herren Länder austoben dürfen – gerne mit 10 bis 11 Kampfjets gleichzeitig –, als befänden sie sich über unbesiedeltem Gebiet.
Noch nicht einmal bei geschlossenen Fenstern kann man sich diesem Radau entziehen, der sich in der Spitze bis weit über 70 Dezibel innerhalb der Wohnräume bewegt. Einen Aufenthalt im Freien nutzt man am besten nur, um sich von Punkt A nach B zu bewegen, denn Draußen ist das heftige Gedröhne Standardprogramm. Was hier der Bevölkerung zugemutet wird, ist ein Skandal, der seinesgleichen sucht!
Am Rande der TRA Lauter liegen unter anderem die AKWs Philippsburg und Biblis sowie mit der BASF das mit einer Fläche von circa 10 Quadratkilometer weltweit größte zusammenhängende Chemieareal. Bei einer Geschwindigkeit von 900 km/h legt ein Kampfjet 15 km pro Minute zurück. Es kann sich nun jeder selbst ausrechnen, was der Zusammenstoß zweier Jets für Folgen hat. Aber leider scheinen die tödlichen Absturzkatastrophen von Großniedesheim und Maxdorf längst vergessen, zumindest bis die Statistik wieder zuschlagen wird.
Zum allgegenwärtigen Lärmterror gesellt sich noch die Luftverpestung durch den permanenten CO2-Ausstoß der Kampfjets, welcher täglich mehrere 100 Tonnen beträgt, während am Boden den Autofahrern die Ökokeule übergezogen wird. Ist aber nicht weiter schlimm, denn die Klimaziele werden eh gerade in die Tonne getreten. Dass diese Gemengelage schließlich noch durch fröhliche Flugrunden nebst Kerosinablass garniert werden, fällt kaum noch ins Gewicht.
Es ist erschütternd und absolut inakzeptabel, wie hier die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen täglich und systematisch zerstört wird. Die hiesige Region in der öffentlichen Darstellung als Tourismusmagnet und lebenswert zu bezeichnen, grenzt unter den gegebenen Umständen an reinen Zynismus.
Leider besteht kaum Hoffnung, dass sich an der gegenwärtigen Situation etwas ändert. Die unverhältnismäßige Beplanung der TRA LAUTER geht munter weiter. Als Steuerzahler, der den ganzen Wahnsinn auch noch finanziert, trifft man bei den Verantwortlichen auf Ignoranz, das pfälzische Innenministerium und die Landesregierung als Totalversagen eingeschlossen. In anderen TRAs der Republik freut man sich hingegen über fast paradiesische Zustände, dort ist die Politik anscheinend noch fähig, etwas für ihre Bürger zu bewegen.
Zum Schluss sei noch erwähnt: Die ach so wichtigen und einzigartigen Polygon-Stationen verfügen über Räder, unter deren Zuhilfenahme man den ganzen Kram auch fernab der TRA LAUTER verlegen kann. Dann wird auch schlagartig das Interesse nachlassen, in der Pfalz und im Saarland täglich Luftkrieg zu spielen.
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