Offener Brief an Roger Lewentz, Innenminister von Rheinland-Pfalz
Von Dr. iur. Klaus Kuntz, Welchweiler
Sehr geehrter Herr Lewentz,
die in DIE RHEINPFALZ vom 31.07.2018 und vom heutigen Tag
veröffentlichten Berichte des Herrn Andreas Ganter veranlassen mich,
Ihnen in Ihrer Funktion als Staatsminister im Ministerium des Innern und
für Sport sowie als Vorsitzender der SPD Rheinland-Pfalz zu schreiben.
Dass ich den Weg über einen offenen Brief wähle, hat damit zu tun, dass
viele Bewohner unserer schönen Pfalz meine Meinung teilen, wonach dieses
Stückchen Erde zu schade ist, um als Abladeplatz für überschüssiges
Kerosin und von den Kampfjets ausgestoßenes CO2 missbraucht zu werden.
Wie die Berichte unter Berufung auf eine Bestätigung der Deutschen
Flugsicherung belegt, wurden am Samstag, den 28.07.2018 zwischen 12.30
Uhr und 14.10 Uhr von einer Boeing 747 der Fa. Cargo Lux 92 to Kerosin
über der Pfalz, dem Hunsrück und dem Saarland aus einer Höhe von etwa
4.600 Metern abgelassen und von einer Condor 767 noch einmal 8 to
Kerosin versprüht.
Im gleichen Zeitraum, d.h. am Freitag, 27.07. rieselten 24,840 to CO2 und am Montag, den 30.07.2018, 85,836 to CO2 aus der Abgasfahne der Kampfjets auf uns nieder. (Diese Werte werden von der Bürgerinitiative gegen Fluglärm, Bodenlärm und Umweltverschmutzung, Kaiserslautern laufend anhand der registrierten Flugbewegungen ermittelt.) In 2017 wurden insgesamt 52.156 to über uns abgeladen. In diesem Jahr sind es bereits 24.504 to.
Seit Januar dieses Jahres sind hier bereits 97 to Kerosin freigesetzt worden. In 2017 waren 368 to!
Ich frage Sie angesichts dieser Zahlen: Halten Sie diese Situation wirklich für immer noch zumutbar? Meinen Sie wirklich, dass diese Schadstoffe, die schwerer sind als Luft, nicht doch alle unten, also bei uns und eben nicht an der Himmelstür landen? Vielleicht sollte man dem guten Petrus vorsorglich eine Gasmaske hochschießen! Wenn doch keine Gefahr für Menschen mit dem Kerosinablass verbunden ist, warum können sich Cargo Lux-Maschinen nicht über Luxemburg erleichtern, sondern ausgerechnet bei uns?
Gibt es vielleicht doch wirtschaftliche Interessen, die hier bedient werden? Eines dürfte klar sein: wenn die Landesregierung nichts gegen die unglaubliche Luftverschmutzung tut, weil sie meint, ohne Areal für Kerosinablass zur Verfügung zu stellen und ohne Kampfjets mit Lärm und Tonnen schädlicher Abgasgifte den wirtschaftlichen Erfolg der Region nicht sichern zu können, dann muss über Kompensationen für die immissionsgeschädigten Bürger nachgedacht werden. In erster Linie geht es dabei um die gesundheitliche Belastung und dann auch um die Wertverluste an den Immobilien.
Sie und natürlich auch die Frau Ministerpräsidentin haben geschworen, Schaden von den Bürgern abzuwenden. Dass Sie dieser Verpflichtung gerecht werden, darf angesichts der vorgenannten Zahlen ernsthaft bezweifelt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Klaus Kuntz
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