Leserbrief an die Saarbrücker Zeitung zum Artikel „Annäherungen beim Fluglärm-Gipfel“
Von Peter Krächan, Illingen
Auch der SR hat über diese Veranstaltung berichtet. Das dort veröffentlichte Foto spricht Bände, es zeigt, wie neben Herrn Bouillon und seinem Staatssekretär Christian Seel fünf ordensgeschmückte Militärs der Bundeswehr und der US-Army auf der Bühne in einer Turnhalle thronen.
Unten sind ein paar Stühle aufgestellt, dort sitzen etwa 20 Personen, in der letzten Reihe wiederum vier Uniformierte. Die Reporterin des SR, Frau Simin Sadeghi, bezeichnet die Situation als „ein skurriles Bild“.
Die geladenen Zivilisten auf dieser fragwürdigen Veranstaltung waren zwei Vertreter der Bürgerinitiative und einige Kommunalpolitiker, die man in Zukunft besser über die Übungen und den damit verbundenen Lärm informieren will. Das ist doch schon mal ein Fortschritt, der Lärmterror der Kampfjets soll die Bürger nicht mehr aus „heiterem Himmel treffen“, er wird vorher den betroffenen Kommunalpolitikern bekannt gegeben! Zynischer geht es nicht mehr!
Die Öffentlichkeit hatte man von dieser Veranstaltung ausgeschlossen. Warum wohl? Haben diese hochdekorierten Herrschaften Angst vor Fragen von den Bürgern, die seit Jahrzehnten durch diesen militärischen Fluglärm in unerträglicher Weise terrorisiert werden? Laut SZ wollte sich der tapfere Vertreter der USAFE, Brigadiergeneral Charles S. Corcoran nicht einmal auf dieser Veranstaltung öffentlich äußern. Beim Militär nennt man das Feigheit vor dem Feind.
Die Argumente der Militärs sind hinreichend bekannt, „die angespannte Sicherheitslage und die damit verbundenen Bedrohungsszenarien“ erfordern solche ständigen Übungen. Wie diese Bedrohungsszenarien aussehen, wer sie erzeugt und wo man sie vielleicht finden kann, weiß zwar keiner so genau, aber es reicht, um unsere Politiker gefügig zu machen und uns hier mit Fluglärm zu schikanieren. Auch Herr Bouillon spricht von „einer schwierigen Sicherheitslage in der Welt“ und will uns weismachen, dass „gewisse Übungen gemacht werden müssen, wo sie erforderlich sind“. Diese „gewissen Übungen“ (welche genau, weiß Herr Bouillon auch nicht!) sind dann wohl nur in der TRA Lauter erforderlich, denn nur hier bei uns existiert diese mysteriöse Bedrohungslage.
Die einzige Bedrohungslage, die für uns hier im Saarland tatsächlich existiert, das sind die Kampfjetflüge, sie bedrohen ständig unsere Gesundheit durch extremen Lärm, sie bedrohen unser Leib und Leben durch mögliche Abstürze, sie bedrohen unsere Umwelt durch ihre Emissionen vieler Giftstoffe, z.B. der NATO-Treibstoff JP-8.
Warum diese Übungen ausgerechnet und hauptsächlich hier bei uns stattfinden, wissen wir jetzt von General Markus Laubenthal; „aufgrund der Kosten sei es nicht vertretbar, immer erst mehrere Stunden zum Übungsgebiet zu fliegen. Die Piloten finden hier ideale Bedingungen“. Warum üben dann Kampfjets aus Nörvenich in der TRA Lauter, wo doch die TRA Münster direkt vor der Haustür liegt? Sind dort die Bedingungen nicht so ideal, weil es dort vielleicht mehr Beschwerden gibt und die örtlichen Politiker sich diesen Lärmterror nicht gefallen lassen?
Die Aussagen unseres Innenministers, Herr Bouillon, würden das bestätigen: Bei den Saarländern sind die Beschwerden über gleichbleibenden Fluglärm auf eine „subjektive Wahrnehmung“ zurückzuführen. Außerdem kämen die meisten Beschwerden „von gerade einmal zwei Familien“. Dies hatte Herr Bouillon schon einmal in der Presseerklärung vom 06.06. 2017 verkündet und sogar behauptet, die Beschwerdezahlen seien manipuliert. Auch unterstellte er damals den Beschwerdeführern „manifeste ideologische Abneigungen gegen die Bundeswehr und die NATO im Allgemeinen“. So argumentiert kein Politiker, der sich für die Belange seiner Wähler einsetzen soll.
Lärm ist Lärm und der militärische Fluglärm ist abartig und laut, da gibt es keine subjektive Wahrnehmung, es sei denn, man ist schwerhörig. Diese einfach unerträglichen Behauptungen von Herrn Bouillon zu den Beschwerden werden doch gerade durch diese Veranstaltung widerlegt. Die Herrschaften sind doch nicht aus bloßem Zeitvertreib nach Wadern gekommen. Die Beschwerden häufen sich, der Druck aus der Bevölkerung und aus den betroffenen Gemeinden, z.B. Wadern und Losheim, hat zugenommen und man hat erkannt, dass es so nicht weiter gehen kann.
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