Was als harmloser Segelflugplatz dargestellt wird, soll zur Freizeitlärmquelle werden
Der Aero-Club Saar ist der Landesluftsportverband im Saarland. Er möchte das Segelflugleistungszentrum in Marpingen zu einem Sonderlandeplatz umwidmen lassen. Im Wesentlichen bedeutet das:
Die „Mitnutzung durch Fremde“ und die „Touristische Vermarktung“ dürften so angedacht sein, dass die angelockten Privatflieger dem Gros der Touristen und Anwohner an sämtlichen Feiertagen und Wochenenden – also wenn wir Ruhe vor Kampfjets haben – auf die Nerven gehen, bei schönem Wetter umso mehr. Ob die Gemeinde Marpingen ihren Bürgern schon versprochen hat, nie über Marpingen, sondern immer über Tholey zu fliegen, wissen wir nicht. Es wäre denkbar, dass Marpingen die Erweiterungspläne seinen nicht fliegenden Bürgern gegenüber nicht an die große Glocke hängen will.
Die Pläne des Aero-Club Saar finden auffällig viel Wohlwollen beim saarländischen Wirtschaftsministerium. Dessen „Überprüfung“ hat ergeben, dass eine Umwidmung des Segelflugplatzes Marpingen zu einem Motorflugplatz mit intensiver Vermarktung an fremde Piloten, Flugschüler und Touristen „keine erhebliche Lärmbelästigung“ ergäbe. Eine Erweiterung des Flugbetriebs sei „nicht beabsichtigt“, obwohl ein Anstieg der Bewegungen motorgetriebener Flugzeuge um 50% vorgesehen ist. Es sind weniger Starts von Segelflugzeugen mit Winden geplant, dafür mehr mit Schleppflugzeugen. Das Einzige, was dabei „nicht beabsichtigt“ sein dürfte, sind hellwache Gemeinden in der Umgebung, die den Braten riechen: erst Beteuerungen, dann Antrag auf eine begrenzte erweiterte Genehmigung, die dann über Nacht zu einem Persilschein wird, wenn sich die „richtigen Leute“ kennen. Und die scheinen sich zu kennen, denn das Lärmgutachten bezieht sich erst gar nicht auf die an Marpingen angrenzenden Wohngebiete in Tholey. In Marpingen gestartete Rundflüge am Schaumberg und Bostalsee kommen in den Betrachtungen natürlich auch nicht vor.
Der Tholeyer Gemeinderat hat gut aufgepasst und sich nicht mit Nebelkerzen und zuckersüßen Abwiegelworten über den Tisch ziehen lassen. Wir sind gespannt, ob der Aero-Club Saar weiterhin Schützenhilfe vom Wirtschaftsministerium erhält. Dieses Ministerium unter Anke Rehlinger dürfte nun unter Beobachtung stehen – mit einer hohen Sensibilität für Anzeichen auf „Das is e gudder Kolleesch von mir“-Gefälligkeiten.
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