Home Office ist nicht nur fürs ländliche Saarland eine Chance, sondern auch für Saarbrücken, wie der SR berichtet. Home Office bedeutet mehr Freizeit, weniger Kosten und weniger Stress und Risiko beim Pendeln. Allerdings nehmen im Zuge dessen viele Saarländer – vor allem außerhalb der weniger belasteten Städte Saarbrücken und Saarlouis – den stundenlangen Kampfjetlärm wahr. Er stört die Konzentration und macht Telefon- und Videokonferenzen schwierig. Immerhin hört man nun am anderen Ende der Leitung, also in ganz Deutschland, welcher Lärmterror in der Region herrscht. Das ist aus Sicht der Landesregierungen in Saarbrücken und Mainz ein unerwünschter Nebeneffekt eines Themas, das man seit Jahrzehnten lieber aussitzt als sich damit zu beschäftigen.
Home Office kann vieles verändern. Dienstwagen werden weniger attraktiv, wenn man kaum noch ins Büro fahren muss. Der Markt für Autos der gehobenen Klasse wird kleiner, der für Büroimmobilien- und Wohnungen entzerrt. Firmen brauchen keine repräsentativen, großen Gebäude mehr, wenn weder Mitarbeiter noch Kunden oder Dienstleister zu Besprechungen herkommen. Wer nur ein Mal in der Woche am Arbeitsplatz oder an der Uni erscheinen muss, mietet keine Zweitwohnung in der Nähe. Immobilieninvestoren und die Autobranche werden über ihre Lobbyisten heftig gegen Home Office vorgehen. CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier ist bereits gegen ein Recht auf Home Office in Stellung geschoben worden.
Die von Kritikern angeführte Vereinsamung der allein in kleiner Wohnung lebenden „Bürobewohner“ ist keine Folge von Home Office, sondern davon, dass die ürsprünglich alle in häuslicher Nähe arbeitenden Familienmitglieder durch Verlagerung der Arbeitsplätze in die Stadt zum Pendeln oder gar zum Umziehen gezwungen wurden, was Familien¹ auseinandergerissen hat. Diese Kritiker interessiert auch nicht, dass Menschen, die außer ihrer Arbeit kein soziales Umfeld haben, spätestens mit Eintritt ins Rentenalter eh im Stich gelassen werden. Home Office als „zurück zur familiären Normalität“ ist dagegen ein interessanter Gedanke. Er scheint der CDU nicht zu gefallen.
Zum Archiv mit allen Artikeln