Eine ehrliche Darstellung der Lage im Saarland und angrenzenden Rheinland-Pfalz
Wer nicht ganz unsensibel ist und wer sich nicht selbst belügt, der kennt es: Man lebt von Freitagnachmittag bis Sonntagabend. An anderen Tagen ist die Frage nicht „Fängt die Scheiße heute wieder an?“, sondern „Wann fängt die Scheiße heute wieder an und wie lange dauert sie?“
Gemeint ist der Lärmterror durch konzentrierte militärische Übungsflüge, den nicht nur das Verteidigungsministerium den Menschen dieser Region als normal verkaufen will. Es sei „normaler“ Übungsbetrieb, der so „normal“ ist, dass ihn die meisten Menschen in Deutschland nicht kennen. Es sei wichtig für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr, obwohl der meiste Lärm von ausländischen Piloten erzeugt wird: US-Amerikaner, Belgier, Niederländer, Italiener, Israelis und Schweizer. Es seien „Bündnisverpflichtungen“ die man offenbar nur in unser Region in diesem Maße hat. Lügen über Lügen, Nebelkerzen über Nebelkerzen. Normal ist daran nichts.
Noch haben die Politiker der „großen Volksparteien“ in Rheinland-Pfalz und im Saarland die Chance, deutliche Ansagen zu machen und endlich zuzugeben, dass man diese Lärmkonzentration den Bürgern nicht zumuten kann. Sie winden sich und konnten sich diese Aussage bis heute nicht abringen, weil sie dem Militär und ihrer militaristischen Parteiräson näher stehen als ihren Bürgern.
Einige wenige in der rheinland-pfälzischen SPD – die selbst vom Lärm betroffen sind – sind nicht länger mucksmäuschenstill. Das reicht aber nicht. Werden Militaristen wie Roger Lewentz und Malu Dreyer nicht entthront, glaubt man der SPD ihre Läuterung so wenig wie den Grünen, die erst für die nächste Legislaturperiode eine Limitierung des Kampfjetbetriebs fordern. Nicht wenige fürchten, dass sie sich erneut für ein Ministerpöstchen den Mund verbieten und sich ihre Versprechungen, mit denen sie den Linken Wählerstimmen abgejagt haben, aus dem nächsten Koalitionsvertrag streichen lassen werden.
Glaubwürdigkeit muss man sich vor den Wahlen erarbeiten. Das gilt für alle, die die letzten 30 Jahre zum Kampfjetlärmproblem geschwiegen oder sogar abgewiegelt haben. Die Menschen der Region warten jetzt auf Wochen, in denen nicht jeder Werktag mit Kampfjetlärm geflutet wird, und nicht auf Vertröstungen, weitere Abwiegeleien und das lächelnde Schweigen von Malu Dreyer und Tobias Hans.
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