Unser Leserbrief an die Rheinpfalz zum Artikel „Tiefflieger über dem Südkreis“
Es ist richtig, dass Waldmohr unter dem deutschlandweit meistbelasteten Übungsluftraum TRA LAUTER liegt. Dieser Luftraum beginnt ab 3000 Metern Höhe und kann vom Militär zeitweise reserviert werden, d.h. der zivile Luftverkehr wird ausgesperrt. Die angegebenen Zeiten gelten nur für die Reservierung, fliegen darf das Militär rund um die Uhr. Üblicherweise finden am Wochenende und an Feiertagen allerdings keine Übungsflüge statt.
Die Regeln der TRA LAUTER gelten nicht für Flüge unter 3000 Metern. Dort muss und kann der Luftraum nicht reserviert werden. Kollisionen mit zivilen Maschinen sind jederzeit möglich. Aufgrund der Höchstbelastung der Region durch die TRA LAUTER haben zusätzliche Flüge unterhalb (ob Kampfjetübungen oder Hercules-Flugstundensammelrunden aus Ramstein) nichts verloren, da sie Belastung und Diskriminierung der hier lebenden Bevölkerung weiter verstärken. Aus Gewohnheit, mangelndem Widerstand der Landesregierungen und wegen der POLYGONE-Stationen in Bann und Pirmasens (elektronische Kampfführung, Radartäuschung) stopft das Militär aber auch diese tiefen Flüge hierhin.
In Rheinland-Pfalz ist das Problem TRA LAUTER als Punkt im Koalitionsvertrag gelandet. Das lässt hoffen. Besonders enttäuscht sind die Saarländer von der Saarländerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die durch Weisung (z.B. Reduzierung der Betriebszeiten der TRA LAUTER) die Belastung deutlich hätte reduzieren können. Wollte sie aber nicht. Auch hat sie die stärksten Nutzer der TRA LAUTER, die US Air Force, nicht angewiesen, ihren Übungsbetrieb auf andere deutsche Übungslufträume zu verteilen. Vielen unseren Politikern stehen die US-Streitkräfte näher als die eigenen Bürger.
Wer es nicht weiß: Anfang der 2000er wurde die TRA LAUTER vergrößert und die TRA EIFEL geschlossen, weil die US Air Base Spangdahlem sonst mit der Schließung drohte. Die Landrätin Sabine Röhl befürchtete, dass der Lärm der zu schließenden TRA EIFEL in die TRA LAUTER wandert. Obwohl das Verkehrsministerium dies ihr gegenüber 2003 abstritt, ist genau das passiert. Dazu dürfen hier auch Bundeswehrgeschwader aus Nord- und Süddeutschland, Niederländer, Belgier, Italiener und andere ihren Lärm und ihr Absturzrisiko entsorgen.
Leider gibt es immer noch Politiker, die diese bewusst herbeigeführte Lärmkonzentration (POLYGONE ist zum Anlocken von Militärflugzeugen und Hubschraubern aus ganz Europa gedacht) abwiegeln und die Beschwerdeführer mehr oder weniger als eine Handvoll Querulanten hinstellen.
Es wird sich zeigen, ob sich die Bevölkerung dies noch lange bieten lassen wird. Es ist nicht die Aufgabe unserer Heimat, Lärm und Risiko (inkl. die Gefährdung unserer Trinkwasserreservoirs und Wasserschutzgebiete durch regelmäßige Luftbetankungsübungen) für den Rest Deutschlands zu tragen.
Sprüche von militärnahen Politikern und Vermietern an US-Soldaten in der Art „die müssen doch üben“ oder „früher war es schlimmer“ will hier keiner mehr hören. Auch die Vorwände der angeblichen „Bedrohungslage“ und „man muss dort üben, wo man später verteidigt“ gehen nach hinten los, denn der Feind wird kaum aus stillgelegten Grubenstollen im Saarland kommen. Der kaum genutzte Übungsluftraum in Sachsen dagegen liegt immer wieder ganztägig brach.
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