Der Lufthansa-Flug LH572 war schon in Tunesien und musste umkehren. Dass es sich wieder einmal um keinen echten Notfall handelte, sieht man daran, dass der Pilot nicht sofort nach dem Kurswechsel mit dem Kerosinablass begonnen hat, sondern erst bei uns gemütlich Schleifen geflogen ist, während das Kerosin über uns abgelassen wurde. So viel Zeit ist seltsamerweise immer, um bei uns eine Kerosin-Entsorgungstour zu fliegen.
Bei dieser Sauerei schieben sich Fluggesellschaften und Flugsicherung stets gegenseitig den schwarzen Peter zu. Die Lufthansa behauptet, unsere Heimat sei „dafür vorgesehen, dass dort Kerosin abgelassen werden darf“. Das soll suggerieren, dass ein Kerosinablass dort „ganz normal“ und woanders – z.B. über dem Meer – verboten sei. Das ist natürlich gelogen. Der Kerosinablass ist in Notfällen überall erlaubt. Damit sparen die Fluggesellschaften Kosten, denn eine Landung mit Überlast würde eine teure Inspektion der Maschine nach sich ziehen. Das Verfliegen des überschüssigen Kerosins würde Stunden dauern und die Triebwerke abnutzen. Es ist am billigsten, das Kerosin einfach auszukippen und Flugzeuge zu kaufen, die billiger gebaut werden können, wenn sie nicht vollgetankt wieder landen können müssen. Es ist ein Skandal, dass solche Flugzeuge hier überhaupt starten dürfen. Man stelle sich vor, ein vollgetankter LKW müsste erst Diesel ablassen, um anhalten zu können. Niemand würde eine solche Dreckschleuder zulassen. Aber der Luftverkehr, die heilige Kuh, darf alles.
Der eigentliche Skandal ist, dass sich Journalisten mit solch billigsten Ausreden ruhigstellen lassen. Wieso nur kommt keiner auf die Idee nachzufragen, warum nicht schon über dem Meer mit dem Kerosinablass begonnen wurde? So einfältig kann kein Journalist sein. Darf er nicht?
Zum Archiv mit allen Artikeln