Besonders Leute, die weder von dem täglichen Lärmterror hier noch von den Bombardierungen im Nahen Osten betroffen sind, neigen nicht nur dazu, die Taten zu verharmlosen, sondern auch die Schuld der Täter abzustreiten. "Die tun nur ihren Job" oder "Die Piloten befolgen nur ihre Befehle" sind die Phrasen, mit denen ganz besonders gerne Soldaten und Mitarbeiter von Behörden jedem Beamten, Soldaten oder Behördenmitarbeiter einen Persilschein ausstellen möchten - sich selbst natürlich miteingeschlossen.
Ist es so einfach? Ist wirklich keiner schuld? Kann man Verantwortung restlos zerwalten? Sind die Piloten, die unsere Tage so verlärmen, dass Erwachsene krank gemacht und Kinder beim Lernen gestört werden, wirklich unschuldig? Auch die, die in Afghanistan "Aufklärung betreiben", sprich Ziele markieren? Und die, die anhand dieser Koordinaten die Bomben abwerfen? Alle komplett unschuldig?
Sie mögen davon überzeugt sein, dass es richtig ist, was sie tun, aber sie haben diesen Beruf freiwillig gewählt, und die Verantwortung für ihre Taten wird ihnen niemand abnehmen, schon gar nicht ihr Vorgesetzer, dessen erste Abwehrhaltung es wäre, die Verantwortung so lange weiterzuschieben, bis sie versickert wie ein Bach in der Steppe. Auch er trägt seinen Teil an der Verantwortung, denn er schickt seine Leute los. Nicht "Keiner ist schuld" ist richtig, sondern "Alle Beteiligten sind schuld", vom Piloten über seinen Vorgesetzen bis zum Verteidigungsminister und Staatsoberhaupt. Das ist ein Unterschied.
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