Ich war so dreist und habe heute zu Hause gearbeitet. Im nördlichen Saarland. Es stand eine längere Telefonkonferenz an. Teilnehmer waren Kollegen aus verschiedenen Orten Deutschlands außerhalb des Saarlandes. Nirgendwo gab es Hintergrundgeräusche bis auf gelegentliches Vogelgezwitscher. Alle konnten in Ruhe arbeiten. Alle. Alle! Nur ich nicht!
Der ganze Morgen war von Kampfjetgedröhne der Eifler US-Airbase Spangdahlem durchsetzt. Ich konnte trotz geschlossener Fenster kaum einen klaren Gedanken fassen und musste das Mikrofon meines Telefons auf stumm schalten, um die Telefonkonferenz nicht zu stören.
Ist das normal? Ist das normal? Nein, das ist nicht normal, und ich will auch von keinem Politiker mehr Gefasel hören der Art, dass der Lärm zurückgegangen, die regionale Übungszone nur zu 30 % ausgelastet, alles erlaubt und genehmigt sei, und dass nur der unbedingt nötige Flugbetrieb durchgeführt werde. Ich will diese gequirlte Scheiße aus Lügen und Verbrämung von Willkür, Gewohnheitsrecht und Bequemlichkeit auf unsere Kosten nicht mehr hören! Ich will nach 20 Jahren dieses Lärmterrors endlich meine Ruhe und Politiker, die diese unerträglichen Zustände beim Namen nennen und nicht in Nebensätzen relativieren und verteidigen. Diesen Lärm hat das am zweitdichtest besiedelte Flächenland nicht verdient. Das Saarland ist nicht die Wüste Gobi und nicht die Nordsee, und ich erwarte, dass saarländische Politiker das dem Militär und dem Verteidigungsminister deutlichst klar machen. Ich bin genervt und wütend, und wenn ich auf Aussitzer, Wegschieber und Abwiegler treffe, werde ich noch wütender.
Vor allem aber will ich, dass die ganzen verärgerten Menschen, die heimlich die Faust in der Tasche machen, sich endlich aufraffen und sich über jeden Tag mit Kampfjetlärm bei den richtigen Leuten beschweren. Beschwert Euch nicht nur bei uns. Beschwert Euch bei Euren Politikern!
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