Von einem Leser aus Nonnweiler
„Quo usque tandem, Catilina, abutere patientia nostra“, so hieß die Einleitung der Reden Ciceros im römischen Senat. „Wie lange noch, Catilina, wirst du unsere Geduld missbrauchen?“ Gemeint mit der Frage war Catilina, ein Verschwörer, der schließlich zum Staatsfeind erklärt wurde und in der Schlacht bei Pistoria 62 v. Chr. umkam. Zumindest der Anfang Catilinas Werdegang hat gewisse Parallelen mit der heutigen Zeit und den im nördlichen Saarland und der Westpfalz agierenden Verschwörer.
Quo usque tandem? Ja, das möchten wir heute ein paar nette Leute auch fragen. Zunächst einmal unsere amerikanischen Freunde, denen es, wir durften es heute mal wieder deutlich spüren, völlig egal ist, was die „german locals", also die deutschen Eingeborenen, davon halten, dass sie, die Herren der Welt, hier machen, was sie wollen. Alle halbe Jahre gibt es eine Sitzung der Arbeitsgruppe Fluglärm, zu der das Bundesverteidigungsministerium einlädt. Meist nach Bonn, auf die Hardthöhe. An dieser Sitzung nehmen auch unsere amerikanischen Freunde teil, sowohl die von der Air-Force als auch die von der Army. Auch das deutsche Militär ist anwesend. Und die Vertretungen von RLP und dem Saarland.
Man hört sich – geduldig oder eher gelangweilt? – an, was an Beschwerden auf den ABs der Bürgertelefone vorliegt. Man lächelt milde, wenn engagierte Vertreter des saarländischen Innenministeriums immer wieder darauf hinweisen, dass „etwas geschehen muss“. Man verspricht, sich darum zu kümmern, eine Verbesserung herbeizuführen, die Piloten, die es hier treiben wie von der Kette gelassen, zu sensibilisieren (!). Dann geht man, steif vom langen Sitzen, nach Hause. Und macht weiter wie gehabt. Was soll einem denn passieren, wenn man nichts tut? Nichts! Eben. Und damit sind wir bei den zweiten Adressaten unserer Frage.
Quo usque tandem? Das möchten wir den Politikern zurufen, die mit konstanter – man kann es kaum noch anders ausdrücken – Boshaftigkeit jedwede Beschwerde lärmgeplagter, krankgemachter Bürger mit dem Hinweis versehen: „IdP!“ Auf Deutsch: In den Papierkorb! Es wird – als wenn das noch jemand glauben würde! – von Notwendigkeiten gesülzt, von hoheitlichen Aufgaben, von der Unmöglichkeit, das abzustellen, was sich da tagtäglich über dem Saarland und der Westpfalz abspielt. Jeder, der nicht erst seit gestern auf zwei Beinen herumläuft, weiß, dass es sehr wohl möglich wäre, eine deutliche Entlastung der Bürger zu bewirken. Wenn man denn wollte. Solange man aber nicht selber betroffen ist …?
Und als Krönung der Volksverdummung – um nicht zu sagen "Volksverarsche" – kommt dann noch das immer wieder wiederholte, aber dadurch nicht wahrer werdende Argument aufs Tapet, dass unsere Freunde aus den USA und ihre fliegenden Helfershelfer ja so viel für die Wirtschaftskraft des Landes täten.
Sehen wir uns kurz an, was heute im Trierischen Volksfreund zu finden ist: Es hat nur in Bitburg (!), das unsere die Wirtschaftskraft fördernden militärischen Freunde vor 20 Jahren verlassen haben, ohne sich vorher oder nachher auch nur ansatzweise darum zu kümmern, welche verbrannte Erde sie hinterlassen, bereits über 10 Mio Euro deutsche Steuergelder gekostet, die verseuchte Landschaft zu regenerieren. Ein Ende ist nicht abzusehen. Weitere Entdeckungen noch viel schlimmerer Verseuchung sind wahrscheinlich. Das Grundwasser ist in Gefahr. Hören wir etwas von unseren Politikern, außer, dass man – wer, bitte, ist das denn? – sich drum kümmern müsse und wohl auch werde. Die Verseuchung müsse beseitigt werden, damit die Bevölkerung geschützt würde. Das Grundwasser, ein lebensnotwendiges Nahrungmittel ist gefährdet? Na, und. Wir trinken sowieso nur Mineralwasser.
Wäre es nicht viel einfacher, zielführender und vor allem weniger kostenintensiv und ehrlich – wenn man das denn noch von Politikern erwarten darf – von vornherein die des Landes zu verweisen, die das alles ohne irgendwelche Konsequenzen verbrechen dürfen? Wäre es nicht ehrlicher, endlich eine wahrhaftige Kosten-Nutzen-Rechnung aufzumachen, anstatt immer wieder zu erzählen, das Militär brächte Geld ins Land? Wenn dem so wäre, wäre Kaiserslautern nicht die am höchsten verschuldete Stadt Deutschlands, sondern müsste Leute einstellen, die die goldenen Bürgersteige polieren.
Quo usque tandem …?
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