Neujahrsempfang der VG Landstuhl
Von unserem Vorstandsmitglied Doris Emrich
Kaum hat das neue Jahr begonnen, jagt ein Neujahrsempfang den nächsten. Diese Treffen werden meistens auch dazu benutzt, völlig unnütze Gespräche zu führen und diese dann als besonders wichtig anzupreisen. So auch geschehen bei dem o.a. Beisammensein. Gerade Bürgermeister lassen sich dann zu Aussagen hinreissen, die nicht nachvollziehbar sind und auch einer gewissen Komik nicht entbehren. In diesem Fall ließ sich der Bürgermeister der Stadt Landstuhl vor die Karre des ansässigen Einzelhandels spannen. Es ging um folgendes:
Vielen Menschen in dieser Region, gerade auch in der Stadt Kaiserslautern, war es immer wieder ein Dorn im Auge, mit dem Anblick von GIs in Uniform bzw. im Kampfanzug konfrontiert zu werden. Jedem friedliebenden Bürger kamen sofort Bilder vor Augen, daß in dieser Aufmachung, gerade von US-amerikanischen Soldaten, unschuldige Menschen in den unzähligen Kriegsgebieten getötet werden. Auch ich empfand diesen täglichen Anblick als Zumutung, deshalb wurde diese Sache auch von mir – und anderen Bürgern – immer wieder moniert. Nun kam uns ein anderer Zufall zu Hilfe, nämlich die Order, daß sich GIs aus Sicherheitsgründen nicht mehr in diesem Outfit draußen aufhalten sollen. Wie schön!
Da haben die US-Befehlshaber aber nicht mit dem Landstuhler Einzelhandel gerechnet, der seine schwindenden Umsätze darin sieht, daß „sich Amerikaner nicht mehr in Uniform außerhalb der Air Base aufhalten dürfen“. Genauso wurde dies auch von Herrn Dr. Degenhardt, dem Bürgermeister, formuliert. Wie gesagt, er ließ sich zum Sprachrohr des Einzelhandels machen, der schon öfter durch völlig abstruse „Feststellungen“ auffiel.
Um das nochmal zu verdeutlichen: Die hier stationierten US-Zwangsfreunde kaufen in Landstuhler Geschäften angeblich nichts mehr ein, weil sie nicht in Uniform erscheinen dürfen. Geht’s noch? Es ist doch schon lange ein offenes Geheimnis, daß gerade die GIs nicht mehr mit Geld gesegnet sind, und daß die US-amerikanische Firma AAFES darauf bedacht ist, die Dollars in ihrem Wirtschaftskreislauf zu behalten. Nicht umsonst wurde auf dem Kriegsflughafen Ramstein ein überdimensional großes Kaufhaus gebaut. Liebe Einzelhändler, könnten das nicht die Gründe sein, weshalb Sie nicht mehr von amerikanischen „Demokratiebringern“ aufgesucht werden?
Ich möchte mit diesem Bericht einmal mehr deutlich machen, welche seltsamen Blüten die US-Hörigkeit in dieser Region treibt, mit welch armseligen, kuriosen Argumenten und in welch devoter Manier sich auch Kommunalpolitiker benutzen lassen – Hauptsache, sie werden bei den nächsten Wahlen wieder berücksichtigt.
Armes Deutschland, arme Westpfalz!
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